Das Kloster des geheimen Baumes - Die Thronfolgerin + Die Drachenreiterin

Seiten: 640 + 544

Verlag: Penhaligon

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3764532963 + 3764532971

Amazon: Amazon.de

Rating: 5/10

Inhalt:

Zwei Frauen stehen am Scheideweg ihres Schicksals – und ahnen nicht, dass sich ihre Wege kreuzen werden. Das größte Problem von Glorian, der zukünftigen Herrscherin von Ynis, scheint es zu sein, sich für einen zukünftigen Prinzgemahl zu entscheiden. Gleichzeitig erfährt im fernen Seiiki am anderen Ende der Welt die junge Dumai, dass sie die Tochter des Kaisers ist, und muss sich völlig unvorbereitet den Intrigen des Hofes stellen. Doch all die Machenschaften der Sterblichen werden unwichtig, als auf dem Gipfel des Furchtberges drei Drachen ihre Schwingen ausbreiten, um Verderben über die Menschheit zu bringen …

Review:

Die "A Day of Fallen Night"-Sage ist Samantha Shannons eigenständiges Prequel zu ihrem hochgelobten feministischen Fantasy-Roman-Saga "The Priory of the Orange Tree".

Shannon stellt uns in "Das Kloster des geheimen Baumes", aufgeteilt in zwei Bücher "Die Thronfolgerin" und "Die Drachenreiterin" eine völlig neue Besetzung an Figuren vor, die etwa 500 Jahre vor den Ereignissen in "Der Orden des geheimen Baumes" spielt. Wie schon in der vorhergegangen Saga als auch hier zeichnet sich Shannon durch die Schaffung einer starken weiblichen Besetzung aus, in der auch Queers sehr gut vertreten sind.

Die drei Hauptfiguren repräsentieren die drei großen Regionen der Welt - den Osten, den Westen und den Süden -, die sehr unterschiedliche Religionen, politische Strukturen und Kulturen haben. Im Osten die in den Bergen lebende Dumai. Im Westen ist Glorian die junge Erbin des Königreichs von Inys, die mit ihrer königlichen Berufung kämpft. Im Süden ist Tunuva eine Kriegerin aus der geheimnisvollen Priorei des Orangenbaums, einer religiösen Organisation, die der Mutter folgt und sich dem Kampf gegen den Namenlosen, einen riesigen feuerspeienden Drachen, verschrieben hat.

Während Samantha Shannon bereits in "Der Orden des geheimen Baumes" mit der Gestaltung starker, emotional komplexer weiblicher Hauptfiguren glänzte, waren die männlichen Charaktere im Vergleich dazu unterentwickelt. In "Das Kloster des geheimen Baumes" umgeht Shannon dieses Problem, indem sie Wulf einführt, einen jungen Mann aus dem Norden, der im zweiten Teil zur vierten Hauptfigur wird. Wulf ist bestrebt, seine Berufung in einer Welt zu finden, die ihn unterschätzt, und erweist sich dabei als mehrdimensionaler Charakter, der ebenso fesselnd ist wie die drei weiblichen Hauptfiguren.

Die Haupthandlung von "Das Kloster des geheimen Baumes" dreht sich um das Wiedererwachen eines uralten Bösen und dessen Auswirkungen auf die Hauptprotagonisten und ihre jeweiligen Länder. Dabei kommt Shannon immer wieder auf zwei Hauptthemen zurück: die Bedeutung der Selbstfindung und die Macht der Liebe in all ihren Formen. Die Autorin erweist sich als besonders geschickt darin, die Beziehungen zwischen ihren Figuren darzustellen, darunter auch mehrere queere Beziehungen.

Das Hauptproblem von "Das Kloster des geheimen Baumes" ist sein uneinheitliches Tempo. Nach einem ungewöhnlich langsamen Beginn stottert die Handlung in Schüben, erreicht aber nie die gleiche Intensität wie in "Der Orden des geheimen Baumes". Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte an Fahrt gewinnt, wurde sie durch einen schlecht getimten Kapitelwechsel und den damit verbundenen Perspektivenwechsel unterbrochen. Anstatt die Kapitel so anzuordnen, dass sie eine Dynamik aufbauen oder bestimmte Aspekte der Geschichte verstärken, geben die wechselnden Perspektiven dem Roman einen unzusammenhängenden Charakter, der den Fluss der Geschichte beeinträchtigt.

Der letzte Teil des Buches wird spannender, wenn sich die Wege unserer Protagonisten kreuzen. Die Belohnung steht jedoch in keinem Verhältnis zu der langen Zeit, die investiert wurde, um diesen Punkt zu erreichen. Das Ende des Buches enthält mehrere Wendungen, von denen die meisten jedoch vorhersehbar waren.

Wenn man bedenkt, dass sowohl "Der Orden des geheimen Baumes" als auch "Das Kloster des geheimen Baumes" eigenständige Duologien sind, die in der gleichen Welt spielen, welche Serie ist dann der bessere Einstieg? Leser, die die chronologische Reihenfolge bevorzugen, sollten mit "Das Kloster des geheimen Baumes" beginnen, aber ansonsten empfehle ich, mit "Der Orden des geheimen Baumes" zu beginnen, das eine zugänglichere Einführung in die Welt und eine fesselndere Geschichte bietet.

Insgesamt ist "Der Orden des geheimen Baumes" ein wunderschön geschriebenes Fantasy-Epos voller nuancierter Charakterentwicklung, aber es leidet unter einem unzusammenhängenden Fluss und schafft es nicht, eine Geschichte zu liefern, die seinen Umfang von 1100+ Seiten und einem Preis von über 40€ rechtfertigt.