Artifact Space von Miles Cameron
Artifact Space von Miles Cameron
Rating: 9/10
Inhalt:
Die Galaxis ist besiedelt. Großschiffe bringen Passagiere und Fracht von einem Sternsystem zum anderen, und ihre Handelsrouten sind die Adern der menschlichen Zivilisation. All das wäre jedoch nicht möglich ohne den kostbarsten Rohstoff von allen: Xenoglas. Es ist nur auf City erhältlich, einer riesigen Orbitalstation – und genau dorthin ist Marca Nbaro unterwegs. Dass sie allerdings gar keine Offiziersanwärterin ist, sondern auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit, das darf niemand wissen …
Review:
Ich habe schon oft gesagt, dass eine gute Geschichte traditionelle Elemente aufgreifen und ihnen einen neuen Blickwinkel, eine neue Wendung geben kann. Das ist es, was Miles hier tut, und er bewerkstelligt es auf bewundernswerte Weise. Artifact Space hat alles, was ich mir von einer Space Opera wünsche. Es gibt kilometerlange Raumschiffe, seltsame Außerirdische, Raumstationen, unbekannte Planeten, sympathische Charaktere, künstliche Intelligenz und ein echtes Gefühl der Gefahr, und das alles verpackt in einer Welt, die mich an einen aktualisierten Heinlein-Roman erinnert hat.
Miles nimmt das, was im Grunde Star Trek's Idee eines Siedlerzugs(Wagon Train wie im wilden Westen) zu den Sternen ist - die Großraumschiffe bilden eine Versorgungslinie für das seltene Xenoglas - und fügt all die Dinge hinzu, die Star Trek so erfolgreich gemacht haben - sympathische Charaktere, fremde Planeten und Begegnungen mit Außerirdischen.
Dazu kommt noch eine größere Nebenhandlung: Jemand - oder etwas - zerstört diese Großschiffe ohne Vorwarnung oder Grund. Die "Athener" könnten die Nächsten sein, was den ganzen Roman hindurch für Spannung sorgt.
Was am meisten auffiel, war, wie leicht sich dieser Roman liest. Cameron schafft es geschickt, dem Leser die Hintergrundgeschichte von Marca Nbaro, eine zukünftige Historie und eine zukünftige Gesellschaft zu erzählen, ohne jemals das Gefühl zu haben, mit Informationen überladen zu müssen. Es ist, als hätte er schon seit Jahren Space Opera geschrieben.
Ein Großteil des Buches handelt davon, wie Marca Nbaro die zahlreichen Herausforderungen in den Reihen der Athener meistert. Zu Beginn erfahren wir, dass Marca wegen des Einflusses eines Mitglieds einer der großen Familien aus der Kadettenausbildung geworfen wurde. Dennoch ist es ihr gelungen, sich unter falscher Identität als niedere Hilfskraft an Bord der "Athen" zu schleichen. Sie verbringt einen Großteil des ersten Teils des Buches damit, sich als Hochstaplerin und ihrer Stellung unwürdig zu fühlen, aber mit der Zeit gelingt es ihr, ihr Potenzial zu zeigen und das Beste aus den Möglichkeiten zu machen, die sich ihr an Bord des großen Schiffes bieten. Die militärische Struktur, auf der die Athener Gesellschaft aufbaut, ist eindeutig etwas, das Marca in ihrem schwierigen Leben braucht, und sie ist entschlossen, das Beste daraus zu machen, was mich an die Heinlein-Jugendbücher oder an die Honor-Harrington-Serie von David Weber erinnert.
Die Hintergrundgeschichte verrät uns im Laufe des Buches, dass da natürlich noch mehr dahinter steckt. Ich hatte zwar meine Zweifel an der bemerkenswerten Geschwindigkeit, mit der Marca die Karriereleiter hinaufsteigt, aber es ist klar, dass Marca vor ihrer unglücklichen Entlassung vielversprechend war und dass sie ihre Fähigkeiten nutzt, um ihr Potenzial auszuschöpfen. (Ich bin auch ziemlich davon überzeugt, dass mehr dahinter steckt, als uns bisher gesagt wurde - eine lenkende Hand, die bisher unsichtbar war, die ihr beim Vorankommen hilft). Obwohl es viele Charaktere gibt, denen Marca auf ihrer persönlichen Reise begegnet, tut Miles gut daran, sie getrennt und identifizierbar zu machen, was den Verlust derer, die sie auf ihrem Weg trifft, bedeutsam macht. Gleichzeitig sind die außerirdischen Rassen zweifellos fremdartig.
Auch wenn der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf den Charakteren liegt, gibt es auch andere Elemente, die gut funktionieren. Keine lesenswerte Space Opera kann Weltraumschlachten schlecht darstellen, und dieses Buch macht sie besonders gut, ob in Raumschiffen oder im Nahkampf an Bord der Großschiffe. Miles gelingt es gut, zu erklären, wie Weltraumschlachten ablaufen können, und dabei die Auswirkungen der Relativitätstheorie zu berücksichtigen.
Eine kleine Warnung allerdings: Das Ende ist ein echter Cliffhanger, der entweder nervt oder Lust auf das nächste Buch macht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Artifact Space" meinen inneren "Spacer" zum Strahlen gebracht hat. Es fängt schnell an, hat mich aber durchgehend gefesselt und bringt neue Ideen in die traditionelle SF. Es ist ein Lobgesang auf all die alten SF-Tropen, aber mit einem brandneuen Upgrade. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Einfach brillant und mit Sicherheit eines meiner Bücher des Jahres.
Artifact Space von Miles Cameron
Reviewed by Darkybald
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Mittwoch, März 20, 2024
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