Hauptgewinn: Die Erde von Philip K. Dick
Hauptgewinn: Die Erde von Philip K. Dick
Rating: 5/10
Inhalt:
Das Schicksal der Welt als globales Lotteriespiel.In 2203 kann jeder Herrscher des Neun-Planeten-Sonnensystems werden – ohne überhaupt zur Wahl antreten, geschweige denn sie gewinnen zu müssen. Es hängt alles vom richtigen Dreh einer riesigen Flasche ab. Als Leon Cartwright der neue »Quizmeister« wird, glaubt er, die Geschicke des Systems in seinem Sinne lenken zu können. Doch diese zufällig erworbene Macht hat ihren Preis: Der abgesetzte Quizmeister Reese Verrick sendet Attentäter aus, die nur ein Ziel haben: Cartwright zu eliminieren. Und die Konzerne haben ebenfalls ihre eigene Agenda.Entstanden in den ersten Jahren des Kalten Kriegs setzt sich Philip K. Dick in seinem ersten dystopischen Roman »Hauptgewinn: die Erde« spannend und zugleich ironisch mit Machtstrukturen auseinander und verknüpft in diesem Spiel der Zufälle Elemente der Neumann'schen Spieltheorie
Review:
"Hauptgewinn: Die Erde" ist der erste Roman von Dick, der 1955 veröffentlicht wurde. Ich habe seine Kurzgeschichten aus dieser Zeit sehr gemocht, die zu den scharfsinnigsten Science-Fiction-Büchern gehören, die ich kenne. "Hauptgewinn: Die Erde" lässt diese Brillanz aufblitzen, aber der Plot funktioniert nicht ganz als Roman. Dieser erste Roman ist purer Pulp, eine angenehme Mischung aus Gonzo-Science-Fiction und schnelllebiger Action, gewürzt mit Sex und Gewalt.
Die Hauptidee besteht darin, dass die Rolle, die man in der Gesellschaft spielt, völlig zufällig bestimmt wird. Solange man seinen Lottoschein behält, kann man Alleinherrscher werden oder untergehen. Natürlich funktioniert das System nicht wirklich so, aber die eigentliche Mechanik spielt keine große Rolle. Interessanter sind die Telepathen, künstlichen Lebensformen und bewusstseinsverändernden Intelligenzbestien, die für Dicks beste Arbeit in den Jahren vor den rosa Lasern und Aluhüten stehen.
Die Science-Fiction-Geschichten sind nicht allzu gut durchdacht. Das ist auch gar nicht nötig, denn sie dienen nur dazu, die Roboter, Attentäter und anderen mörderischen Intrigen voranzutreiben. Die Besetzung weist eine gewisse Rassenvielfalt auf, aber Frauen sind eher Nebensache, entweder als Flittchen oder als Hausfrauen (es gibt eine Szene, in der eine Frau für ihre Kochkünste gelobt wird). Und ab und zu wird eine Frau grundlos nackt gezeigt, vielleicht sogar mit einer für die Science-Fiction der 50er Jahre untypischen Wollust (sexuelle Handlungen sind ausdrücklich eingeschlossen). Das ist die Zukunft!
All dies dient einer Handlung, die auf eine Auflösung zusteuert, die offen gesagt nicht viel Sinn ergibt. Ich glaube, Dick experimentiert mit einem Prototyp dessen, was man heute als psychedelischen Science-Fiction-Roman bezeichnen würde, aber er schafft es nicht ganz. Es ist unterhaltsam genug, aber bei weitem keine Pflichtlektüre. Vor allem für Dick-Kenner und Fans der Pulp-Science-Fiction der 50er Jahre zu empfehlen, ansonsten mit Vorbehalt.
Hauptgewinn: Die Erde von Philip K. Dick
Reviewed by Darkybald
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Sonntag, November 21, 2021
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