Die Anomalie von Hervé Le Tellier

Seiten: 352

Verlag: Rowohlt Verlag

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 978-3498002589

Amazon: Amazon.de

Rating: 7/10

Inhalt:

Der spektakuläre Bestseller aus Frankreich: eine brillante Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur. Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. Sie alle führen auf unterschiedliche Weise ein Doppelleben. Und nun gibt es sie tatsächlich doppelt - sie sind mit sich selbst konfrontiert, in der Anomalie einer verrückt gewordenen Welt.

Review:

Brillant unterhaltsam, klug und selbstbewusst - und völlig zu Recht mit dem Goncourt ausgezeichnet.

Dies ist ein cleverer, an der Grenze zur SF und zum Thriller angesiedelter Roman mit einem Ensemble von Charakteren aus der heutigen Zeit und ihren Beziehungen. Der "Vorfall" ist sehr gut ausgearbeitet und vermeidet ein Abgleiten in die Independence-Day-Ebene (der Präsident wird nicht wie Trump behandelt, aber es geht eindeutig in diese Richtung), während er auch ziemlich glaubwürdig ist (das Treffen religiöser Figuren ist ein interessantes Gedankenexperiment an sich). Und es werden so faszinierende Dilemmas und Situationen dargestellt: Wie würden Sie reagieren? Wie würden Sie sich selbst sehen? Welches Arrangement würden Sie treffen? Es hat etwas sehr Inspirierendes und verdammt Kluges an der Vorstellung, dass eine Person sich selbst sieht und sich selbst nicht mag - die Manierismen, die Gesten, ihr Gesprächsverhalten.

Das kommt der SF wirklich am nächsten und hat etwas von einem zeitgenössischen Henlein 'Stranger in a Strange Land' (Fremder in einem fremden Land) an sich; diese Situation, in der man nicht weiß, ob die Welt in Wut ausbricht oder sich an eine neue Realität anpasst. Sie tut beides.

Es ist sehr unterhaltsam und unheimlich clever. Und es ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was französische Literatur - die uns Jules Verne und Planet der Affen beschert hat - leisten kann. Äußerst empfehlenswert.