Penelope und die zwölf Mägde von Margaret Atwood

Penelope und die zwölf Mägde von Margaret Atwood



Seiten: 192
Verlag: Goldmann
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442316804
Amazon: Amazon.de





Rating: 4/10


Inhalt:

Penelope – die spartanische Prinzessin gilt als Sinnbild der treu liebenden Ehefrau und Mutter, die jahrzehntelang geduldig die Heimkehr des heldenhaften Ehemanns erwartet. So erzählt es die »Odyssee«, aber ist es auch die Geschichte, die Penelope selbst erzählen würde? Nein, findet Margaret Atwood. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen hält ihre Penelope Rückschau auf ihr Leben, berichtet von der gnadenlosen Konkurrenz mit der hübschen Cousine Helena, von der Zwangsverheiratung mit Odysseus, einem Mann, dem der Ruf vorauseilte, ein Aufschneider zu sein, und den Intrigen und Skandalen am Hofe Ithakas. Ergänzt wird Penelopes Erzählung vom Chor ihrer Mägde, die ihren Dienst mit dem Leben bezahlten und nun nach Gerechtigkeit verlangen.

Review:

Zum Buch:
Atwoods "Penelope und die zwölf Mägde" ist schlecht konstruiert, schwach und ein verwirrendes Durcheinander von Widersprüchen. Penelope und die zwölf Mägde wirkte am Ende eher wie der Versuch eines Gymnasiasten, die Rückkehr des Odysseus aus der Sicht seiner leidgeprüften Frau zu modernisieren. Anstatt Penelope wirkliche Tiefe zu verleihen, scheint ihre Hauptmerkmal ihre extreme Abneigung gegen ihre Cousine Helena zu sein (Helena von Troja). Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden waren gehässig, unreif und ein simpler Hass von Frau gegen Frau. Atwoods Helen wird zum hochnäsigen Schwan abgespeckt, während Penelope als [hässliches] Entlein bemitleidenswert ist.

Sogar Atwoods Odysseus und sein Sohn Telemachus wurden auf bloße Umrisse und Vagheiten reduziert. Doch die eigentliche Merkwürdigkeit liegt in der Wiedergabe der Stimmen der zwölf Mägde - anstatt einer dieser Frauen eine eigene Stimme oder eine Geschichte zu geben, die sich von dem Epos, dem sie entstammen, abhebt, beschränkt Atwood sie auf einen Chor singender Mädchen, die zwischen den Kapiteln und Abschnitten gelegentliche musikalische Einlagen bieten. Ich hatte mehr von Atwood erwartet. Anstatt einen Refrain zu bringen, der sich stark an eine Parodie anlehnt, nahm ich an, sie würde diese Gelegenheit nutzen, um nuanciertere Sichtweisen in eine traditionell stark männlich geprägte Geschichte einzubringen. Stattdessen bringt sie all ihre feministischen Ideen mit dem Feingefühl eines Vorschlaghammers vor. Das fühlte sich an wie ein Sketch aus einer Late-Night-Varieté-Show.

Der Ton des Buches beruhte weitgehend auf der schnoddrigen Haltung, mit der Penelope ihre Geschichte aus der Unterwelt - jetzt in der heutigen Zeit - vorträgt. Das wirkte nicht nur effekthascherisch, sondern auch erstaunlich träge. Eine der meisterhaft umgesetzten Stilmittel von Madeline Miller "Ich bin Circe" ist, wie nahtlos sie ihre modernen Ansichten zu Frauenfragen in eine unglaublich alte und bekannte Geschichte eingeflochten hat. Miller nahm die bekannten Geschichten von Circe und kombinierte und verknüpfte sie zu einer epischen Geschichte, während sie gleichzeitig eine realistische und facettenreiche Figur schuf, mit der sich der Leser einfühlen und identifizieren kann. Atwoods Ansatz war überraschend oberflächlich, und Penelopes bedächtige, unbeholfene Stimme ist nie gereift. Sie klingt mit fünfzehn Jahren, als sie Odysseus heiratet, genauso wie mit fünfunddreißig Jahren, als Ithaka von unerwünschten Männern überrannt wird, die angeblich viel reifer sind. Und das Finale, das von Anfang an mit der Ermordung der Verehrer und der Mägde eingefädelt wurde, nimmt den kleinsten Teil der Novelle ein, wie ein nachträglicher Einfall.

Atwood scheint zu sehr damit beschäftigt zu sein, Humor einzubauen, ohne eine vernünftige Grundlage zu haben. Scheinbar überlagert sie dies mit einem traditionellen griechischen Drama, das mit Seemannsliedern und Springreimen durchsetzt ist, während der figurative Kulissenwechsel stattfindet. Penelopes Stimme wird absichtlich zu einer starren Grimasse verzogen. Ich verstehe die Absicht, aber die Ausführung hat mir nicht gefallen. Obwohl ich die Idee hinter dieser Novelle mochte, gab es sehr wenig, was mir gefallen hat - vor allem, weil ich gerade Millers "Ich bin Circe" gelesen habe.

Zum Hörbuch:
Auch das Hörbuch hat mir nicht wirklich gefallen. Zu einem weiß ich nicht, warum der Hörbuchverlag eine 3h35min auf 4!! CDs rausbringen muss. Eine MP3 CD hätte es vermutlich auch getan.
Der Vortrag von Nina Kunzendorf fand ich ebenso langweilig wiedergegeben wie die Geschichte selbst. 
Penelope und die zwölf Mägde von Margaret Atwood Penelope und die zwölf Mägde von Margaret Atwood Reviewed by Darkybald on Sonntag, November 27, 2022 Rating: 5

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