1984 von George Orwell
1984 von George Orwell
Rating:9/10
Inhalt:
Winston Smith ist Mitarbeiter im Ministerium der Wahrheit und er macht zwei entscheidende Fehler: Er verliebt sich in seine Kollegin Julia, und er stellt die totalitäre Welt, in der sie jederzeit vom sogenannten »Big Brother« überwacht werden, infrage. Das ist im Weltreich Ozeanien eine Todsünde. Orwell, laut »Observer« der größte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, gelang mit seiner beklemmenden Vision einer Staatsdiktatur, die kein Privatleben duldet, sondern die Gedanken und Gefühle der Bürger bis ins Letzte diktiert, ein Großklassiker der Moderne. Totalitärer Überwachungsstaat, Entmündigung des Individuums, lückenlose Observation und Manipulation, Gehirnwäsche und Geschichtsfälschung – selten hat eine bei Erscheinen noch völlig absurd anmutende Dystopie die Zukunft der Menschheit so exakt und visionär vorhergesagt wie dieser Bestseller aus dem Jahre 1948.
Review:
Orwell hatte eine gewaltige Aufgabe zu bewältigen: Er musste eine Zukunft erschaffen, die fast ein halbes Jahrhundert von der Zeit entfernt war, in der er schrieb. Diese Zukunft musste eine eigene komplexe, unabhängige Gesellschaft sein, aber sie musste auch das natürliche Endergebnis des Totalitarismus sein, den Orwell in den kommunistischen und sozialistischen Regimen des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte. Das ist Teil des Schreckens von 1984: Diese Zukunft ist auch im 21. Jahrhundert noch erkennbar. Es ist leicht zu erkennen, wie die Herrschenden durch Manipulation und Propaganda die Kontrolle aufrechterhalten können, nur um ihren eigenen Machthunger zu stillen. Es ist leicht zu sagen: "Niemand könnte mir jemals vorschreiben, was ich zu denken oder zu tun habe", aber der Einsatz von Big Brother, der Gedankenpolizei, des Zwei-Minuten-Hasses und des Doppeldenks durch die Partei macht es leicht zu erkennen, wie die Fähigkeit eines Menschen, unabhängig zu denken und Fiktion von Realität zu unterscheiden, untergraben werden kann, wenn es keinen Prüfstein für Fakten gibt. Die Vergangenheit zu revidieren und umzuschreiben, um sicherzustellen, dass Big Brother und die Partei immer Recht haben, hat die historische Genauigkeit effektiv eliminiert. Wie kann man in einer Gesellschaft, in der alles eine Erfindung ist, denken und urteilen?
Eine weitere Facette von 1984, die ich faszinierend finde, ist die Beziehung zwischen Winston und Julia. Winston behauptet, Julia sei eine "Rebellin von der Hüfte abwärts", die sich auf Promiskuität und von der Partei verbotene hedonistische Vergnügungen einlässt. Sie kümmert sich nicht um soziale Ungerechtigkeit oder die Definition der "Realität"; sie sehnt sich nur nach dem, was ihr im Moment ein gutes Gefühl gibt, und rebelliert nur so weit, bis sie bekommt, was sie will. Im Vergleich dazu ist Winston ein intellektueller Rebell, der sich ständig Gedanken über Wahrheit und Freiheit und die wahre, ungeschminkte Vergangenheit macht, aber nur begrenzt bereit ist, die Grenzen zu überschreiten (bis er Julia trifft). Zusammen bilden sie eine vollständige Rebellion - körperlich und geistig -, aber getrennt sind sie unfähig, sich gegen die Partei zu behaupten.
1984 ist eine mahnende Geschichte, ein sozialer Kommentar und ein Musterbeispiel für dystopische Fiktion. Es ist einer dieser perfekten Romane, die nicht nur unterhalten, sondern auch dazu zwingen, über die Gefahren nachzudenken, die damit verbunden sind, einer Person oder einem Unternehmen zu viel Macht oder Kontrolle über unser Leben zu geben.
1984 von George Orwell
Reviewed by Darkybald
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Sonntag, Mai 12, 2024
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