Der Netzwerkeffekt von Martha Wells

Der Netzwerkeffekt von Martha Wells 



Seiten: 480
Verlag: Heyne
Sprache: Deutsch
ISBN-10:3453321235
Amazon: Amazon.de









Rating: 8/10


Inhalt:

Wer kennt es nicht: dieses Gefühl, wenn der Boss reinkommt, einem einen Auftrag gibt, von dem mal wieder die Zukunft der Galaxis abhängt bla bla bla, während man sich in dieser Sekunde viel lieber abschalten und ein paar Hundert Folgen der Lieblingsserie bingen würde. Ach ja, und eigentlich ist man ein auf die Tötung von Menschen programmierter, ausgemusterter Roboter. Sie kennen das? Herzlichen Glückwunsch – und willkommen in der Welt von Killerbot.

Review:

Die ultimative introvertierte, nicht-binäre Science-Fiction-Erfahrung.

Martha Wells hat das geschafft, was Anne Leckie und Ada Palmer mit "Too Like the Lightning" und "Die Maschinen" vergeblich versucht habt. Anstatt einfach nur blind mit Geschlechterpronomen zu spielen, hat Wells mit dem Killerbot, der liebenswerten, introvertierten KI mit neu erlangtem Bewusstsein, eine meisterhafte nicht-binäre Gender-Story geschaffen. Wells lässt den Leser gekonnt die Ich-Form eines Wesens erleben, das sensibel, ängstlich, fürsorglich und auch ein absoluter Badass ist.

Da es sich um die Fortsetzung einer Novellenserie handelt, wird man direkt wieder mit Killerbot konfrontiert, der nun seine Gefühle mit einer Gruppe von Menschen diskutiert, die er widerwillig (obwohl es ihm nicht egal ist) beschützen soll. "Der Netzwerkeffekt" hat den ganzen Humor und den introvertierten Charme der Serie, den ich von ihr gewohnt bin. Es gibt immer noch gut platzierte Momente, in denen der Murderbot sich selbst schützt, während er Seriendramen schaut, während Schießereien stattfinden.

Wells taucht hier tiefer in die Natur von Beziehungen ein, als Killerbott mit ART, dem Bordcomputersystem, wiedervereint wird, mit dem er in der Vergangenheit eine Art Freundschaft hatte. Diese unkonventionellen Beziehungen werden erweitert und offenbaren die Komplexität und das breite Spektrum dessen, was es bedeutet, ein Bewusstsein zu haben und sich um eine andere Person zu kümmern. Der soziale Kommentar zu Geschlecht und unkonventionellen Familienverbänden ist subtil, geschickt und lenkt keinen Moment von der Handlung oder den Figuren ab. Der Leser fängt wirklich an, anders darüber nachzudenken, wie eine sinnvolle Beziehung aussehen sollte, denn Wells unterläuft gekonnt konventionelle Vorstellungen.

Die Handlung und das Tempo sind angemessen, auch wenn es einige Stellen gab, die sich für mich ein wenig gezogen haben. Aber selbst wenn nicht viel passiert, bekommt man die inneren Kämpfe von Killerbot mit, die als eigene faszinierende Erfahrung und Fallstudie dienen. Keine Spoiler, aber wow, ihr werdet Killerbot 2.0 und SecUnit 3 lieben. Wells serviert mehr von dem, was man will, ohne es wieder aufzuwärmen, sondern baut das aus, was diese Serie so großartig macht.

Wells hat etwas ganz Besonderes auf die Beine gestellt. Killerbot ist nicht einfach nur eine preisgekrönte Serie, die auf Vielfalt abzielt und versucht, das Science-Fiction-Genre zu sozialisieren, wie viele andere preisgekrönte Bücher da draußen. Wells hat etwas geschrieben, das zum Nachdenken anregt, das den Rahmen sprengt und das einfach nur wahnsinnig komisch ist. Ich kann es nur empfehlen.
Der Netzwerkeffekt von Martha Wells Der Netzwerkeffekt von Martha Wells Reviewed by Darkybald on Samstag, Mai 25, 2024 Rating: 5

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