Effi Briest von Theodor Fontane
Effi Briest von Theodor Fontane
Rating: 5/10
Inhalt:
Effi Briest ist eine lebensfrohe junge Frau. Doch mit ihren 17 Jahren findet sie sich bereits in einer Ehe wieder, die sie nicht gewollt und die andere für sie arrangiert haben: mit dem doppelt so alten Baron von Innstetten. Dann lernt sie den Lebemann Crampas kennen und stürzt sich in eine kopflose Affäre … In seinem Meisterwerk schildert Theodor Fontane den Ausbruchsversuch seiner Heldin aus einer Welt voller Zwänge, der von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist. Denn Effi Briests Flucht aus der Rolle als Ehefrau und ihre Affäre sind das Letzte, was die bürgerliche Gesellschaft billigen würde. Mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen, stupender Beobachtungsgabe und stilistischer Bravour wird hier ein Einzelschicksal nachgezeichnet, das beispielhaft für so viele weibliche Biografien der Vergangenheit steht – das Verzweifeln an von Männern gemachten Regeln und moralischen Konventionen.
Review:
Aus irgend einem Grund kam ich in der Schule drumherum "Effi Briest" lesen zu müssen. Das konnte ich nun beheben, mit dieser wunderbaren "Penguin Edition". Ich musste allerdings feststellen, dass ich dieses Buch als "Kind" bestimmt gehasst hätte. Jedes Mal, wenn ich einen Roman aus dem poetischen Realismus lese, finde ich es mühsam, ihn zu Ende zu lesen. Aber irgendwie gehen sie mir nicht aus dem Kopf. Ganz gleich, was ich lese, jede Titelfigur erscheint mir oberflächlicher, fader und ahnungsloser als die letzte, und sie wirken immer verwirrt, wenn sie schließlich mit dem Elend konfrontiert werden, das sie im Laufe der Geschichte verursacht haben. Effi Briest ist wie Madame Bovary übermäßig romantisch und tappt in die "Frauenfalle" der Schmeichelei, woraufhin sie ihren halb abwesenden Ehemann betrügt. Die Leserinnen und Leser können Effis Einsamkeit und ihre ständige Verzweiflung über das Leben in einem angeblich verwunschenen Haus verstehen und nachempfinden, aber ihre emotionale Unreife ist so ausgeprägt, dass es die Leserinnen und Leser nicht überrascht, wenn sie schließlich aus dem Haus geworfen und von ihrer Familie verstoßen wird. Was die Handlung betrifft, folgt das Buch jedem Roman über eine schiefgelaufene Affäre aus dieser Zeit, und auch Fontanes Prosa ist typisch: beschreibend, was banale Details betrifft, und absichtlich spärlich, was wichtige Ereignisse betrifft (z. B. Effis Hochzeit, ihre Affäre usw.).
So nervig Effi auch sein mag, man kommt nicht umhin, ihre unverwechselbare Persönlichkeit zu bemerken. Ihre Interaktionen mit anderen sind nie vorhersehbar, auch wenn die Affäre es vielleicht war. Mit ihren Eltern ist sie kindisch und launisch, mit ihrem Mann ernst und ehrgeizig, mit dem Major (ihrem Liebhaber) mädchenhaft und romantisch und mit ihren Bediensteten freundlich, aber bestimmend. Ihr Selbstbild basiert auf dem, was sie liest und wie sie glaubt, dass sie mit anderen umgehen muss. Auch wenn ich das Buch nicht gerne gelesen habe, werde ich mich an Effi erinnern und sie weiterhin leidenschaftlich verabscheuen, solange ich kann.
Effi Briest von Theodor Fontane
Reviewed by Darkybald
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Samstag, Mai 11, 2024
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