Der Zauberer von Oz von Lyman Frank Baum
Der Zauberer von Oz von Lyman Frank Baum
Rating: 7/10
Inhalt:
Ein Wirbelsturm hat die kleine Dorothy und ihren Hund Toto weit von zu Hause fortgeweht. Nun machen sie sich auf den Weg zum Zauberer von Oz, damit er ihnen hilft, zurück nach Kansas zu kommen. Die Vogelscheuche, der ängstliche Löwe und der Blechmann werden zu ihren Gefährten, denn auch sie erhoffen sich vom Zauberer, was sie sich jeweils am meisten wünschen: Verstand, Mut und ein Herz. – »Der Zauberer von Oz« erschien im Jahr 1900; seither sind zahllose Kinder mit dieser Märchengeschichte aufgewachsen.
Review:
Lyman Frank Baums "Der Zauberer von Oz" ist mehr als nur ein Kinderbuch; es ist ein kultureller Eckpfeiler, der tief in das kollektive Bewusstsein Amerikas eingedrungen ist. Doch hinter der scheinbar einfachen Erzählung verbirgt sich eine komplexe Allegorie, die viele als politischen Kommentar zur Debatte um den Goldstandard im späten 19. Jahrhundert lesen. Dorothy, das Farmmädchen aus Kansas, und ihre Begleiter – der Vogelscheuche, der Blechmann und der ängstliche Löwe – symbolisieren verschiedene Bevölkerungsgruppen, während der gelbe Ziegelsteinweg, der zur schillernden Smaragdstadt führt, für das Goldstandard-System steht. Baum erzählt von den Herausforderungen einer gespaltenen Gesellschaft, die nach einem Ausweg aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten sucht.
Auf der Oberfläche bietet das Buch eine charmante Abenteuergeschichte voller Magie, farbenfroher Charaktere und skurriler Begegnungen. Doch gerade diese märchenhafte Leichtigkeit, die im Kontrast zu den dunkleren politischen Untertönen steht, hat das Buch für Generationen von Lesern zugänglich gemacht. Der Zauber von Oz liegt darin, dass es sowohl als leichte Unterhaltung für Kinder als auch als tiefgründige Allegorie für Erwachsene funktioniert. Besonders bemerkenswert ist der „Betrug“ des Zauberers selbst: Ein Mann ohne wahre Macht, der sich hinter einer Maske der Allwissenheit versteckt – eine klare Parallele zur Unsicherheit der politischen Autoritäten.
Baums Erzählweise ist einfach und direkt, fast naiv, aber das macht den Charme des Buches aus. Es ist leicht lesbar und zieht durch seine klare Struktur – die Reise, die Gefährten, die Prüfungen – sofort in den Bann. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, ihre Schwächen und Wünsche erwecken sie zum Leben. Dennoch ist der narrative Bogen manchmal etwas flach, besonders im Vergleich zu der dramatischen Inszenierung des Films von 1939, die den meisten Lesern wohl besser vertraut ist. Die Schlusspointe, dass Dorothy die ganze Zeit über die Macht hatte, nach Hause zu kommen, mag modernem Publikum zu simpel erscheinen, doch in ihrer Einfachheit liegt auch eine gewisse zeitlose Weisheit.
Baum schrieb mit diesem Buch ein Werk, das Generationen von Lesern unterhalten und inspiriert hat. Es mag als Kinderbuch konzipiert worden sein, doch seine Fähigkeit, unterschiedliche Lesarten zuzulassen – von der politischen Allegorie bis hin zur reinen Fantasie – hat "Der Zauberer von Oz" zu einem Klassiker gemacht, der auch nach über hundert Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat.
Der Zauberer von Oz von Lyman Frank Baum
Reviewed by Darkybald
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Montag, Oktober 14, 2024
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