Die 13 Tode der Lulabelle Rock von Maud Woolf
Die 13 Tode der Lulabelle Rock von Maud Woolf
"Ein bissig-phantastischer Sci-Fi-Trip, in dem Klone, Glamour und Moralfragen kollidieren und uns neu darüber nachdenken lassen, was Menschsein bedeutet."
Inhalt:
Blade Runner meets Killing Eve – Maud Woolf lässt in ihrem messerscharfen SF-Thriller-Debüt einen Klon in einem futuristischen Los Angeles Jagd auf ihre Schwestern machen. Als der 13. Klon einer berühmten Filmschauspielerin hat Lulabelle Rock es nicht leicht. Schon weil sie kurz nach ihrer Geburt eine Pistole in die Hand gedrückt bekommt zusammen mit dem Auftrag, alle früheren Versionen ihrer selbst umzubringen, die in Bubble City unterwegs sind. Was als Marketing-Coup beginnt, nimmt als Killing-Spree seinen Lauf und verwandelt sich, Mord für Mord, in die Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen. Was macht uns als Individuum aus? Wie kann man seine Freiheit finden, in einer Welt, in der jede Handlung vorherbestimmt zu sein scheint? Eins ist klar: Am Ende ihrer langen Reise durch die Nacht wird Lulabelle Rock nicht mehr dieselbe sein. Für Leser*innen von Blake Crouch, Naomi Alderman und Fans von Black Mirror
Review:
Man könnte es fast für einen durchgeknallten Zukunftsroman von Margaret Atwood halten, wenn Margaret Atwood sich jemals spontan in ein dystopisches Hollywood-Gemetzel verirren würde – doch nein, es ist Maud Woolfs Debüt Die 13 Tode der Lulabelle Rock, eine etwas bizarre, aber höchst charismatische Mischung aus Sci-Fi-Satire, Noir-Krimi und philosophischem Identitätstheater.
Die Handlung dreht sich um eine abgehalfterte Schauspielerin namens Lulabelle Rock, die – man ahnt es – reichlich Klone von sich anfertigen lässt. Diese sogenannten Portraits sollen sie in einer Welt vertreten, in der Glamour und Öffentlichkeitsarbeit offenbar genauso endlos reproduzierbar sind wie die berühmten Gesichter selbst. Das Problem: Der neueste Klon, Nummer 13, soll die zwölf Vorgängerinnen um die Ecke bringen.
Klingt albern? Tut es auch. Aber dahinter steckt ein widerborstiges, tiefgründiges Spiel mit der Frage, was Menschsein heute eigentlich bedeutet, wenn man technische Möglichkeiten hat, die in ihrer moralischen Schieflage durchaus an Black-Mirror-Folgen oder die Gruselvisionen einer künstlichen Intelligenz erinnern.
Wie großartig, dass unsere Heldin, dieser dreizehnte Klon, mit feiner Lakonie allmählich begreift, dass sie mehr ist als bloße Befehlsempfängerin. Denn je weiter sie in die kalten Adern von Bubble City vordringt, desto mehr trifft sie auf Portraits, die eigenständig denken, fühlen und sogar lieben können, und die jede auf ihre Weise zeigen, wie wenig "Kopie" sie in Wahrheit sind.
Es ist nicht die flotteste Unterhaltungsliteratur, in der auf jeder Seite ein Laserstrahl gezückt wird, sondern eine klug austarierte Mischung aus Gewalt, Melancholie, leiser Komik und Reflexion, in der Woolf angenehm auf Untertöne setzt. Man könnte monieren, dass einige Nebenfiguren etwas flach bleiben, doch angesichts des hohen Unterhaltungswerts und der geschickten Balance aus Witz, Wehmut und philosophischem Tiefgang fällt das kaum ins Gewicht.
Für ein Debüt ist das erstaunlich souverän, denn die Autorin jongliert mit moralischen Fragen, ohne je belehrend aufzutreten, und lässt die Tarotsymbolik – ja, es gibt Tarotkarten! – so stimmig einfließen, dass man beinahe vergisst, wie absurd diese Story eigentlich ist. Am Ende fragt man sich nicht nur, ob die Klone ihre eigene Menschlichkeit beweisen, sondern ob wir in einer Welt, in der man künftig noch mehr Versionen von sich selbst braucht, um allen Anforderungen gerecht zu werden, jemals die Chance haben, herauszufinden, wer wir wirklich sind.
Ein Roman für alle, die Lust haben, sich bei einer amüsanten und nachdenklichen Lektüre die Frage zu stellen, ob sie selbst nicht schon ein wenig "Portrait" sind. Kurz: Die 13 Tode der Lulabelle Rock ist ein wohltuender Anflug von literarischem Irrsinn in einer Zeit, die durchaus ein bisschen mehr klugen Irrwitz vertragen kann.
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