Deadly Game - Die Abrechnung von Michael Caine

Deadly Game - Die Abrechnung von Michael Caine



Seiten: 352
Verlag: Limes
Sprache: Deutsch
ISBN-10:3809027863
Amazon: Amazon.de








"Thrill mit Tempo, aber ohne Tiefe"

Rating: 5/10


Inhalt:

Auf einer Müllkippe in Ostlondon wird eine Metallkiste mit radioaktivem Material gefunden. Aber die sofort herbeigerufene Polizei kommt zu spät: Bevor die Beamten eintreffen, wird die Kiste bei einem brutalen Überfall geraubt. Neben den Geheimdiensten ermitteln auch DCI Harry Taylor und sein Team. Sie sind bekannt für ihr unorthodoxes Vorgehen – aber auch für ihre Erfolge. Bald kristallisieren sich während der Untersuchung zwei Verdächtige heraus: Beide werden des Waffenhandels im großen Stil verdächtigt, und eine Atombombe auf britischem Boden wäre sowohl für den einen als auch für den anderen ein überragender Coup. Für Taylor und sein Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …

Review:

Michael Caine, legendärer Schauspieler und zweifacher Oscar-Preisträger, ist ein Mann vieler Talente – doch mit Deadly Game – Die Abrechnung gibt er uns Anlass, über die Grenzen dieser Talente nachzudenken. Caine versucht sich als Thrillerautor, und man könnte meinen, sein Hollywood-Instinkt würde ihm helfen, eine packende Geschichte zu liefern. Doch was als vielversprechender Einstieg in eine literarische Laufbahn beginnt, entpuppt sich als ambivalentes Leseerlebnis: spannend genug, um weiterzulesen, aber nicht raffiniert genug, um zu begeistern.

Der Roman startet mit einem Szenario, das sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht: eine verschwundene Kiste radioaktiven Materials und ein Ermittler, der sich der Jagd verschreibt. Caine hat hier eine gute Nase für Dramatik bewiesen, denn das Thema ist ebenso explosiv wie aktuell. Seine Hauptfigur, DCI Harry Taylor, bringt das nötige Charisma mit, um als Held der Geschichte zu funktionieren – ein harter Hund mit einem Herz für Gerechtigkeit. Doch trotz seines scheinbar unfehlbaren Spürsinns bleibt Taylor seltsam eindimensional. Man spürt, dass Caine versucht, seinem Protagonisten Tiefe zu verleihen, doch letztlich wirkt er wie ein Produkt allzu vieler Klischees aus anderen Thrillern. Der scharfsinnige Ermittler mit militärischem Hintergrund, der die Regeln bricht und dennoch immer recht behält, ist in seiner Perfektion kaum glaubwürdig – und genau das macht ihn langweilig.

Die Handlung selbst ist rasant und durchaus unterhaltsam, verliert jedoch zunehmend an Bodenhaftung. Zu Beginn zieht die Geschichte den Leser durch geschickt platzierte Wendungen in ihren Bann, doch im weiteren Verlauf häufen sich übertriebene Szenen, die eher an einen mittelmäßigen Actionfilm erinnern als an einen überzeugenden Roman. Besonders das Finale lässt zu wünschen übrig: Hier schraubt Caine die Spannung hoch, ohne alle erzählerischen Versprechen einzulösen. Offene Fragen und lose Enden hinterlassen ein Gefühl von Unvollständigkeit – und das ist bei einem Thriller, der gerade durch seine Auflösung punkten sollte, besonders ärgerlich.

Caine schreibt mit einer klaren, schnörkellosen Sprache, die es einfach macht, das Buch in wenigen Sitzungen zu lesen. Doch genau hier liegt ein Problem: Während sein Stil angenehm zugänglich ist, bleibt er auf einer Ebene, die keine besondere literarische Tiefe erkennen lässt. Die Figuren, die Schauplätze, selbst die Dialoge – alles scheint darauf ausgelegt zu sein, ein möglichst breites Publikum zu bedienen, ohne dabei jemals Risiken einzugehen oder echte Originalität zu zeigen. Man merkt, dass Caine stark von den Thrillern inspiriert ist, die er vermutlich selbst gern liest. Doch zwischen den Seiten von Deadly Game sucht man vergeblich nach dem einzigartigen Funken, der Autoren wie Lee Child oder Tom Clancy ausmacht.

Die Frage, die sich zwangsläufig stellt, ist: Würde dieses Buch ohne den Namen Michael Caine die gleiche Aufmerksamkeit erhalten? Wahrscheinlich nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich um ein schlechtes Buch handelt. Deadly Game ist kompetent, unterhaltsam und bietet genügend Spannung, um seine Daseinsberechtigung im überfüllten Markt der Thriller zu behaupten. Aber es bleibt auch eine Frage des Anspruchs: Wer ein rasantes, aber austauschbares Leseerlebnis sucht, wird hier fündig. Wer hingegen nach etwas sucht, das die Grenzen des Genres erweitert oder gar neu definiert, wird enttäuscht sein.

Michael Caine ist ein Gigant der Filmwelt, und allein der Versuch, sich mit über 90 Jahren als Autor zu etablieren, verdient Respekt. Doch sein Debüt zeigt auch, dass eine starke Bühnenpräsenz nicht automatisch in die Literatur übersetzt werden kann. Deadly Game ist ein solider Einstieg in die Welt des Schreibens, aber keine Offenbarung. Wer es liest, bekommt einen kurzweiligen Thriller, aber keine große Kunst. Caine mag ein Meister auf der Leinwand sein – in der Literatur hat er noch einiges zu lernen.

Deadly Game - Die Abrechnung von Michael Caine Deadly Game - Die Abrechnung von Michael Caine Reviewed by Darkybald on Sonntag, Dezember 01, 2024 Rating: 5

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