„Age of Bronze“-Trilogie von Miles Cameron
„Age of Bronze“-Trilogie von Miles Cameron
Brutal, klug, einzigartig: Die „Age of Bronze“-Trilogie im Überblick
Inhalt:
The tyranny of the gods is absolute, and they are capricious, malevolent and almost all-powerful, playing cruel games with the fates of mortals for their own ends . . . A vibrant and powerful epic set against an alternate Bronze Age, this tale of gods, men and monsters, conspiracy and war, is a rich, compelling and original read from a master of the historical and fantasy genres. The people caught up in toils of the gods are merely trying to survive. Victims of vicious whims, trapped by their circumstances or pushed beyond what the mortal frame can bear, a handful of god-touched mortals - a scribe, a warlord, a dancer and a child - are about to be brought together in a conspiracy of their own. A conspiracy to reach the heavens, and take down the corrupt and aging gods . . . who are already facing troubles of their own . . . An epic which draws on the Greek mythology of gods and heroes, this new trilogy is a must read for fans of Dan Simmons and Madeline Miller alike.
Review:
Manche Fantasy-Romane erzählen große Geschichten, andere hinterfragen ihr eigenes Genre – und dann gibt es Miles Camerons "Age of Bronze"-Trilogie, die beides mit einer Wucht verbindet, die den Leser nicht unberührt lässt. Sie ist zugleich mythologische Dekonstruktion, historisches Spektakel und philosophisches Gedankenexperiment. Cameron nimmt das Genre des heroischen Epos, bricht es in seine Einzelteile und setzt es neu zusammen – mit einer Klinge in der einen und einem bissigen Lächeln in der anderen Hand.
Die Prämisse ist auf den ersten Blick klassisch: Die Götter sind Tyrannen, eitel, machthungrig, zu grausamen Launen geneigt, und die Sterblichen haben die Nase voll. Doch Cameron lässt sich nicht mit einer schlichten Rebellion gegen den Himmel abspeisen. Stattdessen serviert er uns ein subtiles, oft bitteres Porträt dessen, was passiert, wenn die Unterdrückten zurückschlagen – und dabei nicht selten selbst zu Unterdrückern werden. Im Zentrum stehen Figuren, die in keiner Weise strahlende Helden sind: der abgebrühte Söldner Zos, dessen moralischer Kompass ständig zwischen Pragmatismus und Prinzipien schwankt; die charismatische Strategin Era, die zwischen Vision und Wirklichkeit zerrieben wird; und der Gottling Daos, gefangen zwischen seinem neu entdeckten Status und der Frage, ob er besser ist als jene, die er stürzen will.
Camerons Sprache ist scharf wie eine Bronzeklinge, seine Schlachtenszenen sind keine gestylten Heldenspektakel, sondern blutige, atemlose Kakophonien aus Angst, Schweiß und Chaos. Die Welt, die er zeichnet, ist tief verwurzelt in archäologischer Authentizität, gespickt mit Anspielungen auf die reale Bronzezeit, von militärischer Taktik bis hin zu Ritualen und Wirtschaftssystemen. Doch trotz dieser historischen Sorgfalt bleibt das Werk durchzogen von einem unverschämten, oft galligen Humor – als würde ein antiker Feldherr mit einem Glas Wein in der Hand das Ende der Welt kommentieren.
Doch bei aller Brillanz hat die Serie ihre Schattenseiten. Camerons Lust an Detail und Komplexität droht stellenweise in Exzess umzuschlagen: Figuren tauchen auf, verschwinden wieder, Konflikte spitzen sich zu, nur um sich plötzlich auf Umwegen zu entladen, und manches Mal scheint selbst der Autor in den verschlungenen Strängen seines Plots den Faden zu verlieren. Besonders im dritten Band "Breaking Hel" wird dies spürbar: Während die Handlung weiter an Tempo gewinnt und das Chaos eskaliert, verlieren einige etablierte Figuren an Präsenz, während neue Elemente eingeführt werden, die nicht immer nahtlos in das bestehende Gefüge passen. Dadurch entsteht stellenweise ein Eindruck von erzählerischer Überfrachtung, der den sonst so stringenten Spannungsbogen der Reihe gelegentlich ins Wanken bringt.
Trotz dieser Schwächen bleibt "Age of Bronze" eine der ambitioniertesten Fantasy-Trilogien der letzten Jahre. Cameron verbindet die Wucht klassischer Epen mit der beißenden Intelligenz eines modernen Historikers und der unbändigen Erzähllust eines geborenen Geschichtenerzählers. Wer makellose Heldenreisen sucht, wird hier nicht fündig. Wer aber bereit ist, sich auf eine ungestüme, manchmal widersprüchliche, aber stets mitreißende Geschichte einzulassen, wird belohnt mit einer Saga, die nachhallt – wie das Echo eines letzten, verzweifelten Schlachtrufs gegen die Götter selbst.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich bald ein deutscher Verlag findet, der dieser Reihe die Übersetzung gibt, die sie verdient. Denn eine solch komplexe, kluge und mitreißende Fantasy-Serie sollte einem größeren Publikum nicht vorenthalten bleiben.
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