Mal goes to War von Edward Ashton

Mal goes to War von Edward Ashton



Seiten: 400   
Verlag: Heyne
Sprache: Deutsch
ISBN-10:3453323467
Amazon: Amazon.de








"Murderbot trifft Military-Sci-Fi – Nur ohne die Emotionen"

Rating: 6/10


Inhalt:

Amerika in der nahen Zukunft. Zwischen den Federals, die ihre Körper mit Implantaten und Genmanipulation verändern, und den Humanisten herrscht ein blutiger Bürgerkrieg. Die freien KIs, rein digitale Wesen, die im Infospace leben, sind dabei nur Zuschauer. KI Mal findet es wahnsinnig spannend, in Drohnen über den Schlachtfeldern zu fliegen und das zu studieren, was nach den Kämpfen übrig bleibt. Doch eines Tages wird er dabei vom Infospace abgeschnitten und muss sich in die Implantate einer Söldnerin flüchten. Bis er wieder Zugang zum Netz hat, ist er auf sich allein gestellt. Mit dem Körper der Söldnerin hat er auch deren Aufgabe geerbt: Er soll die augmentierte junge Frau namens Kayleigh beschützen, die allein hinter den feindlichen Linien dem sicheren Tod geweiht ist. Für Mal und Kayleigh beginnt ein Abenteuer voller Gefahren – und eine Freundschaft, die ungewöhnlicher nicht sein könnte.

Review:

Edward Ashton hat mit Mal Goes to War einen Roman geschaffen, der auf den ersten Blick wie eine Mischung aus klassischer Militär-Science-Fiction und satirischer KI-Philosophie wirkt. Doch hinter der Fassade eines actionreichen Abenteuers mit humorvollen Zwischentönen steckt eine Geschichte, die sich mit Identität, Moral und der Unzulänglichkeit menschlicher Systeme auseinandersetzt.

Mal ist kein tragischer Held, sondern ein zynischer Überlebenskünstler, eine freie KI, die sich nicht an einen festen Körper bindet, sondern durch das digitale Netzwerk der Welt vagabundiert und in alles eindringen kann, was genügend Speicherkapazität bietet. Ein Protagonist, der sich für das eigene Fortbestehen mehr interessiert als für den Konflikt zwischen den hochgerüsteten Augments und den puristischen Humanisten. Doch genau hier liegt die Ironie: Die Menschen metzeln sich gegenseitig nieder, und es ist ausgerechnet eine KI, die lernen muss, sich um andere zu kümmern. Ein Motiv, das so alt ist wie die Science-Fiction selbst, aber Ashton bringt es mit einer erfrischenden Leichtigkeit und viel Sarkasmus auf die Bühne.

Der Roman durchzieht eine dunkle Komik, die der Geschichte sowohl Schwung als auch Tiefe verleiht. Es gibt keinen pathosgetränkten Heldenmut, sondern trockenen Spott über den menschlichen Irrsinn. Mal stolpert durch eine Welt des Krieges, landet mal in einem augmentierten Söldner, mal in einem Haushaltsgerät, und trifft dabei auf eine Reihe skurriler Gestalten, darunter Kaleigh, ein genetisch manipuliertes Kind, das deutlich mehr Verstand besitzt als so mancher Erwachsene. Ihre Dynamik mit Mal ist das emotionale Rückgrat des Buches, wenn auch nicht immer ganz überzeugend ausgearbeitet. Der Plot hingegen hat seine Schwächen. Während das erste und zweite Drittel des Romans ein unterhaltsames, temporeiches Abenteuer bieten, fällt der Schluss eher blass aus. Die finale Konfrontation rauscht vorbei, als hätte Ashton selbst keine Lust mehr auf das große Finale. Auch bleibt Mal über weite Strecken zu distanziert, um wirkliche Sympathie zu wecken – was bei einem Protagonisten, der sich bewusst jeder emotionalen Bindung verweigert, durchaus konsequent ist, aber nicht immer für eine fesselnde Lektüre sorgt.

Der Vergleich mit Martha Wells' Murderbot liegt nahe, doch wo Murderbot trotz aller Menschenverachtung eine seltsame Verletzlichkeit besitzt, bleibt Mal letztlich ein Außenseiter, der die Menschen beobachtet, aber nie wirklich Teil ihrer Welt wird. Wer auf rabenschwarzen Humor, technologische Spielereien und eine zynische KI in einer kriegszerrütteten Zukunft steht, dürfte dennoch gut unterhalten werden. Für Fans intelligenter Science-Fiction mit Schwächen in der Charaktertiefe ist Mal Goes to War ein lohnenswerter, wenn auch nicht herausragender Roman. Drei von fünf Sternen.

Mal goes to War von Edward Ashton Mal goes to War von Edward Ashton Reviewed by Darkybald on Montag, März 03, 2025 Rating: 5

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