How to Become the Dark Lord and Die Trying von Django Wexler
How to Become the Dark Lord and Die Trying von Django Wexler
Ein Roman wie ein Twitter-Feed: laut, selbstverliebt, erschöpfend
Inhalt:
Davi ist die prophezeite Heldin, welche die Menschheit vor dem Dark Lord retten wird. Doch sie versagt und kommt auf grausamste Art ums Leben, nur um aufzuwachen und ihre Mission erneut anzutreten. Nach ihrem 237. brutalen Tod beschließt sie allerdings, die Regeln zu ändern. Wenn der Böse jedes Mal gewinnt, dann wird eben sie der nächste Dark Lord werden. Das erste, was Davi für dieses Ziel benötigt, ist eine Horde vertrauenswürdiger finsterer Kreaturen ..
Review:
Es gibt Bücher, die die literarische Welt ein kleines Stück reicher machen. Und es gibt solche, die sie vor allem lauter machen. Django Wexlers How to Become the Dark Lord and Die Trying gehört unzweifelhaft in die zweite Kategorie: ein Roman, der sich mit der Vehemenz eines Stand-up-Comedians an die große Aufgabe wagt, die High Fantasy durch Ironie, Vulgärhumor und popkulturelle Dauerbespaßung zu modernisieren – und dabei grandios scheitert.
Zunächst die Prämisse, die durchaus Potenzial verspricht: Eine junge Frau namens Davi ist seit einem Jahrtausend in einer Zeitschleife gefangen. Immer wieder stirbt sie – gern auch auf recht drastische Weise – und wird prompt an denselben Ausgangspunkt zurückversetzt. Man könnte meinen, das biete Raum für existentielle Fragen: Wie verändert sich ein Mensch, der den Tod 237-mal erlebt hat? Was bedeutet Sinn, wenn alles immer wieder auf Anfang gestellt wird?
Doch Wexler interessiert sich für derlei Abgründe eher am Rande. Stattdessen liefert er einen Text, der in seiner Selbstzufriedenheit kaum zu überbieten ist: Davi flucht, Davi vögelt, Davi wirft mit Fußnoten und popkulturellen Zitaten um sich, als wäre sie ein weiblicher Deadpool auf Speed. Wer wissen möchte, wie es klingt, wenn eine Figur in mittelalterlicher Fantasy-Welt nach tausend Jahren immer noch Referenzen auf Florida und Marvel-Comics macht – hier ist Ihr Buch.
Davi ist so sehr damit beschäftigt, sich selbst zu kommentieren, dass sie irgendwann gar nicht mehr handelt. Ihr Zynismus dient als Allzweckwaffe gegen jede Form von Emotionalität. Doch wer das Pathos scheut wie der Teufel das Weihwasser, riskiert schnell, nur noch Leere zu hinterlassen. Wexler verwechselt Attitüde mit Haltung – und das ist der Kardinalfehler dieses Romans.
Selbstverständlich gibt es positive Aspekte. Das Worldbuilding ist durchaus ambitioniert: Orks, Steinesser, Fuchs-Wilder – man bekommt hier eine beachtliche Parade exotischer Spezies geboten. Einige Nebenfiguren – vor allem der stoische Droff – entwickeln trotz allem Profil. Und das Grundthema, irgendwann die Seiten zu wechseln und selbst zum Dunklen Lord zu werden, ist ein hübscher Einfall. Nur wird er leider nicht auserzählt, sondern konsequent ironisiert, bis er seine Relevanz verliert.
Am ärgerlichsten jedoch ist die Banalität der angeblich provokanten Stellen. Sexuelle Ausschweifungen, Dauerflüche, eine Prise White-Savior-Kitsch – das alles präsentiert sich mit der Überzeugung, besonders schockierend zu sein, während es in Wahrheit altbekannt und ziemlich durchschaubar ist. Ein bisschen wie ein Zwölfjähriger, der zum ersten Mal „Scheiße“ sagt und sicher ist, gerade die Grenzen der Literatur gesprengt zu haben.
Obwohl das Buch seinen Unterhaltungswert nicht leugnen lässt – es liest sich schnell, es hat Tempo – bleibt am Ende vor allem ein Gefühl: Erschöpfung. Eine Erschöpfung, wie sie nur Texte hervorrufen, die krampfhaft lustig sein wollen und den Leser in jeder Zeile mit ihrer Cleverness traktieren.
Fazit
Wem es genügt, dass Fantasy endlich so klingt wie der launige Twitter-Feed eines gelangweilten Millennials, der wird sich hier bestens aufgehoben fühlen. Alle anderen sollten sich den Roman nur dann antun, wenn sie Lust haben, zu erfahren, wie sich ein gutes Konzept in einem Schwall ironischer Beliebigkeit auflöst.
Ich jedenfalls habe in diesen 500 Seiten mehr Fußnotenwitze gelesen, als mir gutgetan hat – und kann mir nur wünschen, dass die Zeitschleife dieses Romans irgendwann doch noch ein Ende findet.












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