Der Kampf der Meister von Brandon Sanderson

Der Kampf der Meister von Brandon Sanderson 

Titel des Buches
Seiten: 928
Verlag: Heyne
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453273257
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Sturm ohne Eile – das epische Finale als Geduldsprob
Bewertung: 6/10 ⭐

Inhalt:

Der gewaltige Krieg um die Welt Roschar nimmt immer größere Dimensionen an. Die einst verschollen geglaubten Strahlenden Ritter stellen sich mit ihren magischen Kräften den Bringern der Leere entgegen. Der ehemalige Attentäter Szeth begibt sich zurück in sein Heimatland Schinovar, aus dem er einst verbannt wurde, um dort den Einfluss der dunklen Götter zurückzudrängen. Doch die Zeit drängt, denn auch unter den Göttern selbst schwelt ein uralter Konflikt.

Review:

Brandon Sanderson hat sich mit dem zwölften Band seiner „Sturmlicht-Chroniken“ selbst übertroffen – und zugleich ein wenig verrannt. Der Kampf der Meister ist ein Buch von gigantischem Umfang, über neunhundert Seiten lang, aber nicht immer von entsprechender Wucht. Wer den Auftakt Der Weg der Könige noch als strahlenden Sturm in Erinnerung hat, erlebt hier eher ein langgezogenes Tiefdruckgebiet. Zehn erzählte Tage, durchsetzt mit unzähligen Perspektivwechseln und Rückblenden, sollen die Dramatik eines Weltuntergangs evozieren, doch häufig fehlt das Gefühl des nahenden Endes. Sandersons altbekanntes Bauprinzip – achtzig Prozent behutsamer Aufbau, zwanzig Prozent Schlussfurioso – dehnt sich hier zu einem endlosen Plateau.

Seine Figuren jedoch bleiben die eigentliche Anziehungskraft. Adolin tritt endlich aus dem Schatten seiner Gefährten, Szeths und Kaladins Reisen berühren, auch wenn Kaladins Rolle als unfreiwilliger Therapeut mitunter aufgesetzt wirkt. Renarin und Rlain schenken dem Roman leise, anrührende Momente, während Dalinars große Rückblenden erstaunlich spannungsarm verhallen. Manche Nebenfiguren blitzen nur kurz auf, als wüsste der Autor selbst nicht recht, ob er sie noch braucht, andere tragen plötzlich weltbewegende Lasten, die sich emotional kaum vermitteln.

Sprachlich hat Sanderson seine frühe Opulenz hinter sich gelassen. Wiederholungen, ein gelegentlich hölzerner Witz und unerwartet modern anmutende Dialogfetzen stören das sonst sorgsam errichtete Illusionsgebäude. Und wer das weitere Cosmere-Universum nicht wie ein pflichtbewusster Doktorand studiert hat, kann sich von der Dichte der intertextuellen Anspielungen leicht erschlagen fühlen. Wo früher ein subtiles Augenzwinkern genügte, prangen heute große, blinkende Wegweiser für Kenner.

Als Abschluss des ersten Zyklus liefert Sanderson immerhin kunstvolle Rückbezüge: Prophezeiungen aus den frühen Bänden finden ihre Erfüllung, alte Versprechen lösen sich ein. Doch auf ein befriedigendes Finale wartet man vergeblich. Statt eines Schlussakts steht man am Rand eines weiteren Abgrunds und darf sich auf jahrelanges Warten einrichten, bevor die Geschichte weitergeht.

Sanderson bleibt ein Weltenschöpfer von fast beängstigender Produktivität und Fantasie, aber hier ist die schiere Größe nicht immer Grandeur. Der Kampf der Meister ist ein Roman von enormer Spannweite, der in seinen besten Passagen glüht und in seinen ausgedehntesten ermüdet. Für treue Begleiter dieses gewaltigen Zyklus ist er dennoch unverzichtbar – ein Sturm, den man überstehen muss, um das nächste Gewitter zu erleben.

Der Kampf der Meister von Brandon Sanderson Der Kampf der Meister von Brandon Sanderson Reviewed by Darkybald on Montag, September 22, 2025 Rating: 5

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