Die Farbe der Gier von Jeffrey Archer
Die Farbe der Gier von Jeffrey Archer
Jeffrey Archer und die Farbe des schnellen Vergnügens
Inhalt:
Bryce Fenston ist ein skrupelloser Finanzmakler. Seine Leidenschaft sind wertvolle Gemälde - für einen echten van Gogh geht er über Leichen. Das Objekt seiner Begierde: das berühmte »Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr«. Es befindet sich im Privatbesitz einer britischen Lady. Die junge Kunstexpertin Anna, die für Fenston arbeitet, schwebt in Gefahr, weil sie zu viel über dessen Machenschaften weiß. Und sie ahnt nicht, dass sie noch dazu von FBI Special Agent Jack Delaney sie beschattet wird. So beginnt an einem vermeintlich friedlichen Septembermorgen in New York eine atemlose Jagd nach einem Gemälde und ein spektakulärer Wettlauf gegen die Skrupellosigkeit.
Review:
Jeffrey Archer ist ein Autor, der sein Publikum seit Jahrzehnten zuverlässig unterhält. Mit Die Farbe der Gier wagt er sich in das Milieu des internationalen Kunstmarktes, lässt seine Figuren über Auktionen, Gutachten und Besitzansprüche stolpern und spinnt daraus eine Jagdgeschichte, die ihren Ausgang im Schock des 11. September nimmt. Schon der Beginn, angesiedelt in den Stunden der Anschläge von New York, ist von dramaturgischer Wucht. Doch es bleibt weniger eine Auseinandersetzung mit der Tragödie als vielmehr ein erzählerischer Hebel, um die Handlung sofort auf Touren zu bringen.
Im Zentrum steht Dr. Anna Petrescu, eine Kunstexpertin, die sich gegen den giergetriebenen Zugriff eines Bankers behaupten muss, dessen Obsession für ein Selbstporträt van Goghs jegliche moralische Grenze sprengt. Ihr zur Seite, oder besser gesagt im Nacken, ein FBI-Agent, attraktiv, korrekt und so zuverlässig wie die Klischees, aus denen er geschnitzt ist. Man ahnt es schon: Archer hat keine Figuren geschaffen, die psychologisch überraschen oder gar innere Abgründe eröffnen, sondern Typen, die die Handlung vorantreiben sollen.
Doch genau in dieser Konstruktion liegt der Reiz des Romans. Archer beherrscht die Kunst der Cliffhanger wie wenige andere. Seine Kapitel sind kurz, die Szenen enden abrupt, und immer scheint die nächste Wendung schon in Reichweite. Man liest weiter, nicht weil man den Figuren ihr Schicksal abnimmt, sondern weil man sich dem Sog der Erzählmechanik kaum entziehen kann. Wer will, kann den Text auch als Parodie auf den globalen Verschwörungsthriller lesen, denn allzu ernst nimmt sich diese Geschichte nie.
Der Roman ist am stärksten dort, wo er seine Recherchen in die Welt der Kunst einfließen lässt. Details zu van Gogh und die Schilderungen von Auktionen und Gutachten verleihen der Handlung einen Hauch von Authentizität. Doch man darf sich nichts vormachen: belehrt wird man dabei kaum, unterhalten dagegen fast immer.
Am Ende bleibt ein Buch, das keine literarischen Lorbeeren verdient, das aber sein Publikum findet, weil es genau weiß, welche Knöpfe es zu drücken gilt. Die Farbe der Gier ist nicht die hohe Schule des Erzählens, sondern das Vergnügen eines Abends, an dem man sich in eine Welt der Täuschungen, Verfolgungsjagden und Kunstobsessionen entführen lässt. Wer Archer als Epiker epischer Familiengeschichten schätzt, wird diese leichte Kost vielleicht zu seicht finden. Wer aber Lust auf eine temporeiche, hochglanzpolierte Lektüre hat, dürfte kaum enttäuscht werden.












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