Luna von Phillip P. Peterson
Luna von Phillip P. Peterson
"Peterson begeistert mit Wissenschaft und Spannung, doch die Menschlichkeit bleibt auf halber Strecke zum Mond zurück."
Inhalt:
Ein Flug zum Mond – dank milliardenschwerer Investitionen der Firma FrontierTech ist das nun auch für Privatpersonen machbar. Die Lehrerin Luna Patel ist eine der ersten begeisterten Mond-Touristinnen. Das Ziel ihrer Landefähre ist eine kleine Station im Tal Taurus-Litrow. Doch als es zu einer Triebwerk-Fehlfunktion mit anschließender Bruchlandung kommt, verwandelt sich der Traum in einen Alptraum. Als einzige Überlebende gelingt es ihr, sich aus dem Wrack zu befreien und sich in die nahe Mondstation von FrontierTech zu retten. Sie kann zwar Kontakt mit der Erde aufnehmen, aber Sauerstoff und Wasser sind knapp. Es beginnt eine dramatische Rettungsaktion, in deren Verlauf es zu internationalen Verwicklungen auf höchster Ebene kommt.
Review:
Phillip P. Petersons Luna präsentiert sich als fesselnder Wissenschaftsthriller, der sich anschickt, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion gekonnt zu verwischen. Die Ausgangssituation ist simpel und doch elektrisierend: Ein kommerzieller Flug zum Mond endet in einer Katastrophe, und die einzige Überlebende, die Lehrerin Luna Patel, muss auf eine karge Mondstation flüchten, während auf der Erde eine fieberhafte Rettungsaktion in Gang gesetzt wird. Doch der Roman ist weit mehr als ein bloßes "Survival-Abenteuer". Peterson entfaltet hier ein vielschichtiges Narrativ, das technische Expertise und dramaturgische Spannung miteinander verwebt.
Es ist unübersehbar, dass Petersons Wurzeln in der Luft- und Raumfahrttechnik liegen. Die präzisen und fundierten Beschreibungen von Triebwerken, Flugmanövern und den organisatorischen Herausforderungen der Raumfahrt verleihen dem Buch ein beeindruckendes Maß an Authentizität. Der Leser fühlt sich nicht nur unterhalten, sondern regelrecht belehrt – auf die bestmögliche Weise. Hier zeigt sich Petersons Stärke: Er erklärt Komplexes, ohne dass es ermüdet. Doch diese Präzision ist nicht nur Selbstzweck, sondern trägt wesentlich zur Spannung bei, da sie die Bedrohlichkeit von Lunas Situation greifbar macht.
Die Handlung ist schnörkellos, effizient und dynamisch erzählt. Peterson verzichtet auf lange Einleitungen und wirft den Leser unmittelbar ins Geschehen. Dabei erzählt er aus verschiedenen Perspektiven, die sich nahtlos ergänzen. Besonders hervorzuheben ist die Ingenieurin Charlie, deren Ermittlungen zur Absturzursache zwischen technischer Präzision und persönlichem Drama oszillieren. Doch gerade in dieser Multiperspektivität liegt auch eine Schwäche des Buches: Die Titelfigur Luna, um deren Schicksal sich alles dreht, bleibt erstaunlich blass. Sie ist weniger ein Charakter als ein erzählerisches Vehikel, eine Projektionsfläche für die Ereignisse auf der Erde. Dass eine Lehrerin den Mut und die Bereitschaft aufbringt, ins All zu fliegen, ist an sich faszinierend. Doch Luna wird im Verlauf des Romans so sehr auf ihre Hilflosigkeit reduziert, dass sie eher wie ein dramaturgischer Notnagel wirkt, um die eigentlichen Protagonisten – die Ingenieure, Raumfahrtbehörden und Rettungsteams – ins Zentrum zu rücken. Eine verpasste Chance, denn gerade Lunas psychische Belastung hätte ein erzählerisches Gegengewicht zur technischen Präzision des Romans bilden können.
Vergleiche mit Andy Weirs Der Marsianer sind in vielerlei Hinsicht irreführend. Peterson setzt weniger auf Humor oder emotionale Tiefe, sondern auf eine fast dokumentarische Darstellung der Geschehnisse. Das ist durchaus legitim und gibt Luna eine eigene Tonalität, doch der fehlende menschliche Tiefgang wird besonders dann deutlich, wenn sich der Leser mehr als bloß Spannung wünscht. Die Dialoge sind funktional, doch oft steif und klischeehaft, was in den zwischenmenschlichen Beziehungen besonders negativ auffällt. Petersons Figuren scheinen weniger durch innere Motivationen getrieben als durch den mechanischen Bedarf der Handlung.
Trotzdem: Was Luna an emotionaler Tiefe vermissen lässt, macht der Roman durch seine realitätsnahe Vision wett. Petersons Mond ist kein ferner Science-Fiction-Traum, sondern ein potenzieller Schauplatz für die Raumfahrt der nahen Zukunft. Dabei wagt er auch die philosophische Frage, wie weit wir als Gesellschaft gehen würden, um ein einzelnes Menschenleben zu retten. Der Optimismus, den Peterson hier vermittelt, mag romantisch sein, doch er verleiht dem Buch eine gewisse moralische Wärme.
Peterson ist ohne Zweifel ein Meister der Hard Science Fiction, und Luna demonstriert diese Stärke eindrucksvoll. Es ist ein Buch, das seine Leser mit technischer Präzision fesselt und dabei immer wieder die Spannungsschraube anzieht. Doch der Preis dafür ist eine gewisse Kälte im menschlichen Drama, die verhindert, dass das Buch die emotionale Wucht anderer Werke des Genres erreicht. Wer eine Reise zum Mond unternehmen möchte, bei der Spannung und technische Details die Hauptrolle spielen, wird von Luna bestens unterhalten. Wer jedoch auf tiefere Charakterstudien hofft, wird sich vielleicht fragen, ob der Weg dorthin nicht mit ein wenig mehr Herz hätte gepflastert sein können. Fazit: Ein gelungener Thriller, aber kein großer Wurf.
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