Emma von Jane Austen (English Edition)
Emma von Jane Austen (English Edition)
Ein Roman über Eitelkeit, Irrtum und Erkenntnis
Inhalt:
Headstrong, confident, young, and very beautiful, Emma Woodhouse is one of the great female characters in world literature. Seemingly only concerned with the romance of others, she decides to inject a little more zest into her friends' love lives. But her efforts fail and lead to the strangest of entanglements. It is only in the end that things take a turn for the better. Jane Austen's last novel, published in 1817, one year before her death, still captivates us with its brilliant language, its incisiveness, and the wonderful wit of its dialogues.
Review:
Jane Austen hat ihre Heldin in Emma mit einer Chuzpe ausgestattet, die für literarische Figuren selten ist – und für Leser, die auf moralische Orientierung hoffen, geradezu verstörend. In einem Brief kündigte Austen an, sie wolle „eine Heldin schaffen, die außer mir niemand besonders mögen wird“. Nun, sie hat Wort gehalten. Emma Woodhouse ist selbstgefällig, überheblich, einnehmend – und auf unheimliche Weise faszinierend. Ich habe die englische Ausgabe dieses Romans dankenswerterweise als Rezensionsexemplar vom Anaconda Verlag erhalten, und möchte betonen: Emma zu lesen ist keine sentimentale Reise ins 19. Jahrhundert, sondern ein intellektuelles Abenteuer mit erstaunlich zeitgenössischem Einschlag.
Denn dieser Roman – und das ist für eine Autorin, die gemeinhin auf das Etikett „feinsinnig“ oder „romantisch“ reduziert wird, alles andere als selbstverständlich – ist ein scharfkantiges Psychogramm einer privilegierten jungen Frau, die glaubt, andere Menschen besser zu verstehen als sie sich selbst. Emma, reich, klug und von sich überzeugt, mischt sich mit missionarischem Eifer in das Liebesleben ihrer Mitmenschen ein, und das mit einer Nonchalance, die man als Komik lesen kann – oder als Kritik an einer Gesellschaft, in der Standesbewusstsein und Selbstüberschätzung ein fatales Bündnis eingehen.
Austen legt die menschliche Selbsttäuschung mit chirurgischer Präzision frei, und das in einem Stil, der zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit balanciert wie ein Jongleur mit Porzellan. Es ist ein langsames Buch, gewiss, von einer Handlung getragen, die sich gelegentlich im Kreise dreht. Wer hier auf dramaturgischen Wumms hofft, sollte besser die Finger davon lassen und sich Pride and Prejudice zuwenden. Emma aber ist ein Werk für Leser, die Lust haben, einer Figur beim Scheitern zuzusehen – und beim Reifen. Denn die große Kunst dieses Romans liegt darin, wie Austen ihre Titelheldin nicht vernichtet, sondern verwandelt: durch Demütigung, Einsicht, und – ja – durch Liebe, die allerdings erst am Ende auftaucht, als Ergebnis eines Reifungsprozesses, nicht als dessen Ursache.
Besonders bestechend ist dabei die Figur des Mr. Knightley, der nicht nur als moralischer Korrektiv fungiert, sondern als das literarische Gewissen des Romans. Er ist der einzige, der Emma widerspricht – nicht aus Prinzip, sondern aus Überzeugung. Sein Blick auf die Welt ist nicht herablassend, sondern durchdringend. Wenn man einen Romanhelden als Maßstab für Anstand heranziehen wollte, käme man an ihm nicht vorbei.
Dass so viele Leserinnen und Leser sich an Emma stoßen, ist kein Zufall, sondern Programm. Sie ist nicht nett. Sie ist kein Role Model. Sie macht Fehler, sie verletzt, sie irrt – und sie steht dennoch im Zentrum eines Romans, der aus genau dieser Ambivalenz seine literarische Kraft bezieht. Wer eine Heldin braucht, die tugendhaft durchs Leben schwebt, wird an diesem Roman scheitern. Wer aber bereit ist, sich mit den Brüchen und Schwächen einer Figur auseinanderzusetzen, wird eine der klügsten, untergründig komischsten und sprachlich brillantesten Erzählungen der englischen Literaturgeschichte entdecken.
Jane Austen hat mit Emma kein Wohlfühlbuch geschrieben. Sie hat ein Werk vorgelegt, das den Leser herausfordert – mit einer Protagonistin, die man nicht lieben muss, um sie zu bewundern, und einem Stil, der gerade in seiner Eleganz die Abgründe unter der Oberfläche freilegt. Und das ist, mit Verlaub, mehr, als man von 95 Prozent der Gegenwartsliteratur behaupten kann.












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