Blutnacht von John Gwynne

Blutnacht von John Gwynne



Seiten: 672
Verlag: Blanvalet
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3734163102
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„Blutnacht“ – Ein epischer Schlusspunkt mit altbekannten Fanfaren

Rating: 6/10


Inhalt:

Feuer und Blut ergießen sich über das nordische Reich Vigrið. Der Drachengöttin Lik-Rifa ist es gelungen, Verbündete aus den unwahrscheinlichsten Reihen zu gewinnen. Und in ihrer Hand befindet sich nun auch die Frau, die der bösen Göttin wahrlich gefährlich werden könnte. Nun bleibt den den Streitkräften der Sterblichen nur noch eine Wahl: eine letzte Allianz zu bilden. Blutgeschworene und Berserker, Vaesen und Götter, Thralls und Jarls – sie alle müssen zusammenstehen, um die neue Weltordnung der bösen Drachengöttin Lik-Rifa zu zerschmettern.

Review:

John Gwynne schließt mit „Blutnacht“ seine neueste Saga in einem Paukenschlag ab – ein Roman, der vor lauter wuchtigen Gefechten und nordisch-mythologischen Elementen beinahe vor Überladung strotzt. Der Autor, der in seinem Genre für imposante Schlachtsequenzen und rasante Action bekannt ist, bietet hier einen Schlussakt, der in puncto Dynamik und Bildgewalt kaum zu übertreffen scheint. Doch während die blutgetränkten Duelle und monumentalen Seeschlachten in ihrer Inszenierung durchaus beeindrucken, offenbart sich an anderen Stellen ein etwas altbekannter Rhythmus.

Gwynne versteht es, den Leser in einen Sog aus Hämmern, Äxteschwüngen und magischen Effekten zu ziehen. Die Kampfszenen wirken – fast schon überzogen – wie ein Tanz der Gewalt, bei dem der Autor mit der Präzision eines Choreografen agiert. Dennoch bleibt der Frage Raum: Ist pure Action auch gleich erzählerischer Tiefgang? Während Figuren wie Orka und Varg durch ihre markante Prägung überzeugen, wirkt der Kader weiterer Charaktere oftmals wie schmückendes Beiwerk, das primär dazu dient, die Handlung voranzutreiben. Die emotionale Investition leidet unter der fast mechanischen Wiederholung gewisser Konfliktmuster, die dem Leser schon aus früheren Abschlüssen Gwynnes vertraut sind.

Die narrative Struktur von „Blutnacht“ folgt einem bewährten Muster: Der erste Teil baut systematisch die Voraussetzungen für einen massiven Krieg auf, der in einer Reihe schier endloser Schlachten seinen Höhepunkt findet. Doch genau hier offenbart sich auch eine gewisse Vorhersehbarkeit – ein Umstand, der dem epischen Anspruch des Werkes ein wenig Abbruch tut. Das abrupte Ende, das zwar Raum für zukünftige Erzählstränge lässt, wirkt stellenweise überstürzt und reduziert den sonst so kunstvoll inszenierten Spannungsbogen auf ein marodes Knistern.

Thematisch versucht sich Gwynne an den immer gleichen Motiven: Ehre, Blutbande und der unerschütterliche Glaube an persönliche Loyalität. Diese Elemente werden in einer Welt präsentiert, in der Götter und Sterbliche gleichermaßen um ihr Überleben ringen – ein Szenario, das an alte Sagen erinnert und dennoch seinen modernen Trubel nicht vermissen lässt. Dabei ist es gerade dieser Mix aus mythischer Größe und roher Gewalt, der „Blutnacht“ für Fans des Genres unverzichtbar macht, auch wenn der Roman in der Tiefe mancher Charakterstudien und in der narrativen Überraschungskraft nicht gänzlich neue Wege beschreitet.

Insgesamt lässt sich sagen: „Blutnacht“ ist ein Schlusspunkt, der mit seiner überwältigenden Action und dem imposanten Bild einer blutgetränkten Welt punktet, zugleich aber durch eine gewisse Vorhersehbarkeit und oberflächliche Nebenfiguren ins Hintertreffen gerät. Wer sich jedoch in den Bann von nordischen Mythen und epischen Gefechten ziehen lässt, dem bleibt dieses Werk als leidenschaftlicher Tribut an das Genre erhalten – wenn auch nicht als Revolution in Sachen literarischer Innovation.

Blutnacht von John Gwynne Blutnacht von John Gwynne Reviewed by Darkybald on Freitag, Februar 21, 2025 Rating: 5

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