Felix Blom - Mord an der Spree von Alex Beer
Felix Blom - Mord an der Spree von Alex Beer
Ein Kriminalfall mit Tempo, aber ohne Herzschlag
Inhalt:
Berlin, 1879. Als Privatdetektiv Felix Blom und seine Partnerin Mathilde Voss im Zuge eines Auftrags den Mord an einer ehemaligen Prostituierten untersuchen, werden sie von der Vergangenheit eingeholt: Vor neun Jahren verschwand eine Freundin von Mathilde auf rätselhafte Weise – und nun deuten Hinweise darauf, dass beide Ereignisse zusammenhängen. Als es ein weiteres Mordopfer gibt, erkennen Felix und Mathilde, dass jemand bereit ist, über Leichen zu gehen, um ein düsteres Geheimnis zu bewahren. Bald steht nicht nur ihre berufliche Existenz, sondern auch ihr Leben auf dem Spiel – denn der Täter ist gefährlich nahe …
Review:
Manchmal begegnet einem ein Roman wie eine Stadt, die man bereits kennt, aber plötzlich aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. „Mord an der Spree“ ist ein solcher Fall: vertraut in der Handschrift, bestechend in der Atmosphäre, doch überraschend zurückhaltend, wenn es um das emotionale Fundament seiner Figuren geht. Alex Beer lässt Berlin im Jahr 1879 wieder mit jener mühelosen Selbstverständlichkeit lebendig werden, die ihr längst Markenzeichen geworden ist – nur wirkt diese Kulisse diesmal beinahe großzügiger ausgeleuchtet als die Menschen, die sich darin bewegen.
Alex Beer versteht ihr Handwerk, daran besteht kein Zweifel. Kaum eine Autorin inszeniert das historische Berlin so glaubhaft, so sorgfältig recherchiert, so angenehm frei von nostalgischem Zierrat. Dieses Berlin, das sich wie eine sich häutende Schlange ständig neu erfindet, ist der heimliche Star des Romans. Man spürt den Schmutz der Gassen, die nervöse Modernisierung, den moralischen Bodennebel zwischen Gerichtssälen und Hinterhöfen. Und doch jagt die Handlung uns dieses Mal mit spürbarem Tempo hindurch, als wäre der Aufenthalt im Roman auf knapp bemessene Minuten begrenzt.
Dass Mathilde ins Zentrum rückt, hätte dem Band eigentlich die emotionale Tiefenschärfe verleihen können, die ihre Figur seit Langem verspricht. Ihre Vergangenheit schimmert durch die Ritzen der Geschichte, bleibt aber merkwürdig unberührt. Die dramatische Zuspitzung, die ihr droht, gibt zwar Anlass für Empathie, doch die Figuren wirken hier eher begleitet als durchlebt. Selbst Felix Blom, sonst ein angenehm ambivalenter Protagonist, bleibt eigenartig distanziert. Sein innerer Konflikt, sein Ringen mit alten Versuchungen, bleibt eher eine interessante Fußnote als ein fühlbarer Antrieb.
Dabei hat die Geschichte ohne Zweifel Zugkraft. Der Fall ist klug konstruiert, die Spuren führen in die Unterwelt, ins Gefängnis, in alte Wunden. Die Rückblenden sitzen, der Twist kommt überraschend, und handwerklich bleibt Beer verlässlich wie immer. Was jedoch fehlt, ist jene feine, beinahe unterschwellige emotionale Bindung, die ihre früheren Werke so nachhaltig gemacht hat. Man fliegt durch die Seiten – nicht, weil man nicht anders kann, sondern weil nichts wirklich zum Verweilen einlädt.
So bleibt „Mord an der Spree“ ein solider historischer Krimi, atmosphärisch dicht und gewandt erzählt. Er unterhält, er überrascht, er setzt die Reihe fort. Doch er berührt weniger als er könnte. Für die kommenden Bände bleibt der Wunsch, dass Alex Beer wieder jene Tiefe in ihre Figuren legt, die ihre Geschichten einst ganz selbstverständlich getragen hat.












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