Die Assistentin von Caroline Wahl

Die Assistentin von Caroline Wahl

Titel des Buches
Seiten: 359
Verlag: Rowohlt
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1234567890
Kaufen: Amazon.de
Ein Roman, der an den eigenen Ansprüchen scheitert
Bewertung: 2/10 ⭐

Inhalt:

Eine Karriere als Musikerin – das war eigentlich Charlottes größter Wunsch. Aber jetzt ist es ja eh zu spät, und sie muss sich um einen vernünftigen Job kümmern, schon wegen der Eltern. Sie findet eine Stelle in einem Verlag, auch nicht schlecht, und München ist eine schöne Stadt, vor allem im Sommer.

Im Vorzimmer des Verlegers sitzt Charlotte ganz nah am Zentrum der Macht. Dass der seine Assistentinnen oft auswechselt, kriegt sie schnell mit. Aber sie entwickelt ein gutes Verhältnis zu ihrem Chef, der ihre Stärken erkennt, ihr vertraut. Und dafür muss sie eben viel in Kauf nehmen, sehr viel, vielleicht auch selbst mit harten Bandagen kämpfen, vielleicht ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Vielleicht sogar Bo verlieren, in den sie sich doch gerade erst verliebt hat …

Review:

Caroline Wahls dritter Roman Die Assistentin will vieles zugleich sein und erreicht am Ende erstaunlich wenig. Er möchte Abrechnung mit der Verlagsbranche, Selbstporträt und Sprachspiel sein, wirkt aber wie ein allzu lang geratener Selbstversuch. Wahl führt ihre Leserschaft durch die Geschichte der jungen Verlagsmitarbeiterin Charlotte, die von einem übergriffigen Chef ausgenutzt wird und schließlich als Musikerin ein neues Leben beginnt. Doch aus dem Stoff, der nach einer scharfen Analyse von Machtmissbrauch und Hierarchien riefe, wird kaum mehr als ein schmaler Konflikt zwischen zwei Figuren, der weder die Branche erhellt noch den Charakteren Tiefe verleiht.

Wahl kommentiert ständig ihren eigenen Text, spricht die Leserinnen und Leser direkt an, kündigt künftige Szenen an und wiederholt Wendungen so hartnäckig, dass man sich im Kreis zu drehen glaubt. Was als metapoetische Raffinesse gedacht sein mag, entpuppt sich als zähes Stilmittel, das den Roman aufbläht, ohne ihn zu bereichern. Die vielbeschworene „riesengroße Fehlentscheidung“ taucht so oft auf, dass sie bald nur noch als unfreiwilliges Leitmotiv wirkt. Charlottes plötzliche musikalische Karriere bleibt ebenso unglaubwürdig wie die episodischen Liebesszenen, die aufscheinen und wieder verschwinden, als müssten sie nur das Genre bedienen.

Auch sprachlich verwechselt Wahl lakonische Kürze mit literarischer Präzision. Ihre Sätze klingen nach Poetry Slam im Dauerlauf, Füllwörter und Gesprächsfetzen sollen Authentizität erzeugen, verflachen aber jede Beobachtung. Passagen, in denen psychische Krisen oder selbstverletzendes Verhalten auftauchen, bleiben Randnotizen, deren Wirkung sich im beiläufigen Ton verliert. Selbst das Hörbuch, von der Autorin eigenhändig eingesprochen, bestätigt den Eindruck einer privatistischen Übung: monoton, ohne Rhythmus, ohne dramaturgischen Atem.

Natürlich darf ein Roman autobiografische Züge tragen. Doch wer so demonstrativ auf das eigene Leben anspielt, muss literarisch umso mehr bieten. Wahl verwechselt persönliche Erfahrung mit erzählerischer Notwendigkeit und übersieht, dass gute Literatur Distanz schafft, um Nähe zu erzeugen. So entsteht ein Text, der sein eigenes Scheitern vorwegnimmt, es ironisch kommentiert und dennoch nicht verhindert. Wer wissen will, wie die Mechanismen der Macht in der Buchbranche funktionieren, ist mit einer Reportage besser beraten. Die Assistentin ist ein Buch, das sich permanent entschuldigt und erklärt, aber nie zu jener Klarheit findet, die große Literatur auszeichnet.

Die Assistentin von Caroline Wahl Die Assistentin von Caroline Wahl Reviewed by Darkybald on Sonntag, Oktober 05, 2025 Rating: 5

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