The Secret of Secrets von Dan Brown
The Secret of Secrets von Dan Brown
Ein Thriller wie ein Drehbuch: Tempo ja, Tiefe nein
Inhalt:
Robert Langdon, Symbolforscher aus Harvard, begleitet seine Freundin Katherine Solomon nach Prag. Katherine bereitet die Veröffentlichung eines Buches vor, das bahnbrechende Entdeckungen über die wahre Natur des menschlichen Bewusstseins offenbart. Doch ein brutaler Mord stürzt die Reise in ein unvorhersehbares Chaos, und Katherine verschwindet plötzlich, ebenso ihr Manuskript. Langdon sieht sich fortan einer mächtigen Organisation gegenüber und wird von einem unheimlichen Angreifer verfolgt, der aus Prags ältester Mythologie entsprungen zu sein scheint und nur ein Ziel verfolgt: gnadenlose Rache.
Review:
Dan Brown hat ein Buch geschrieben, das die meisten seiner Leser wahrscheinlich schon beim ersten Umblättern zu erkennen glauben. The Secret of Secrets ist in Prag angesiedelt, und Brown führt uns durch diese Stadt, als halte er selbst die Kamera in der Hand: schneebedeckte Brücken, gotische Türme, geheimnisvolle Gassen. Alles wirkt durchkomponiert, jede Szene drängt sich als potenzielles Netflix-Bild auf. Man liest, als sähe man einen Film, und die Figuren reden, als hielten sie einen Vortrag. Robert Langdon und Katherine Solomon sind weniger Menschen aus Fleisch und Blut als wandelnde TED-Talks, die ihre Thesen über Bewusstsein und Quantenphänomene in den Raum stellen.
Katherine vertritt die Idee, dass das menschliche Gehirn lediglich ein Empfänger sei, der Signale einer universellen Bewusstseinssphäre aufnimmt. Man kann das für eine poetische Metapher halten oder für den Versuch, Jung, Quantenphysik und Parapsychologie in einen Cocktail zu schütteln, der betörend riecht, aber wässrig schmeckt. Dass Brown wissenschaftliche Fakten mit esoterischem Gedankengut verquirlt, ist kein neues Verfahren, doch selten war die Mischung so offenkundig durchsichtig. Da wird eine biochemische Substanz wie GABA zum Tor in andere Realitäten verklärt, obwohl sie in der Neurobiologie schlicht als beruhigender Botenstoff dient. So etwas lässt sich in einem Vortrag vielleicht als gewagte Spekulation goutieren, in einem Roman aber wirkt es schnell wie eine Schimäre aus Wikipedia und Esoterikladen.
Und doch darf man Dan Brown nicht unterschätzen. Er weiß, wie man Leser bei der Stange hält. Kaum ein Kapitel endet ohne Cliffhanger, die Handlung hastet von Verfolgungsjagden über Entführungen bis hin zu kryptischen Manuskripten, die plötzlich verschwinden. Prag bietet den pittoresken Hintergrund, das Manuskript dient als MacGuffin, und die CIA ist immer nur eine halbe Stunde entfernt. Man kennt das schon, aber es funktioniert immer noch. Dass Brown nebenbei noch kleine Liebesszenen zwischen Langdon und Katherine einstreut, wirkt eher wie ein Zugeständnis an die Serienlogik, ohne dass daraus literarische Funken sprühen.
Das Problem liegt nicht im Tempo, sondern in der Wiederholung. Wer Dan Brown zum ersten Mal liest, wird fasziniert sein von der Mischung aus Rätseln, exotischen Orten und metaphysischen Behauptungen. Wer seit Sakrileg dabei ist, erkennt das Muster sofort und spürt die Abnutzung. Brown hat in seiner Masterclass einst die drei Cs beschworen, die jeden Thriller tragen sollen: contract, crucible, clock. In diesem Buch erfüllt er diesen Vertrag zwar, doch die Uhr tickt diesmal ohne Überraschung, und die Feuerprobe seiner Helden wirkt wie eine Reprise.
Am Ende bleibt ein Buch, das man mit Vergnügen verschlingen kann, solange man keine literarische Kost erwartet. Ein Werk, das so tut, als öffne es die Türen zum letzten Geheimnis, das aber tatsächlich nur die immer gleiche Schatzkammer des Autors wieder aufschließt. Unterhaltsam ja, originell nein. Wer Dan Brown liebt, wird auch dieses Werk lesen; wer auf eine Weiterentwicklung hoffte, wird sich fragen, ob der Autor seine eigenen Lektionen nicht allzu wörtlich genommen hat.












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