Nussknacker und Mausekönig. Eine Weihnachtsgeschichte von E.T.A. Hoffmann
Nussknacker und Mausekönig. Eine Weihnachtsgeschichte von E.T.A. Hoffmann
Ein romantisches Kunstwerk von bleibender Kraft
Inhalt:
Am Weihnachtsabend naht im Haus des Medizinalrats Stahlbaum die Bescherung. Für die Kinder hat ihr Pate Droßelmeier wie jedes Jahr hübsches mechanisches Spielzeug im Gepäck, doch die kleine Marie spielt bis tief in die Nacht hinein lieber mit einem ganz und gar nicht hübschen Nussknacker. Als um Mitternacht plötzlich die Schar der Spielzeuge lebendig wird und sich unter dem Befehl des Nussknackers in eine erbitterte Schlacht mit dem Heer des bösen Mausekönigs stürzt, öffnet sich für Marie das Tor ins märchenhafte Reich der Fantasie. E. T. A. Hoffmanns
Review:
E.T.A. Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig ist jener seltene Weihnachtsklassiker, der seine Leser mit funkelnder Fantasie verführt und zugleich das wohlige Fest mit einem Schuss Abgründigkeit versieht. Wer nur Tschaikowskys Ballett kennt, erlebt hier eine Überraschung: Hoffmanns Erzählung ist weniger Zuckerstange als bittersüße Praline, kunstvoll gewürzt mit romantischer Schwermut und einer Prise Schauer.
Im Mittelpunkt steht Marie, die sich an Heiligabend in eine Welt hineinzubewegen scheint, in der sich Spielzeug und Wirklichkeit untrennbar vermischen. Der hölzerne Nussknacker tritt gegen den siebenköpfigen Mausekönig an, und während die Mäusearmee marschiert, schwankt der Leser zwischen Traum und Wahn. Hoffmann hält diese Schwebe meisterhaft durch, lässt uns nie ganz sicher sein, ob wir Zeugen eines magischen Abenteuers oder einer fiebrigen Einbildung sind. Gerade diese Ungewissheit, dieses Flirren zwischen Einbildungskraft und Realität, macht die Erzählung so reizvoll.
Seine Sprache ist detailverliebt, fast barock in der Beschreibung des Nussknackers mit seiner hussarischen Pracht, dann wieder scharf und unheimlich, wenn der Mausekönig mit seinen vielen Kronen auftritt. Wer eine gradlinige Handlung sucht, wird sich an den plötzlichen Tempowechseln stoßen, doch gerade das Unstete verleiht dem Text seinen Sog. Hoffmann lässt Marie träumen, fallen, erwachen, wieder zweifeln und erneut hoffen, und in dieser Folge liegt eine Psychologie, die weit über ein gefälliges Kindermärchen hinausweist.
Ob man Maries Erlebnisse als fantastische Initiation liest oder als fiebrige Bewusstseinsreise eines verletzten Kindes, bleibt offen. Hoffmann hütet sich vor jeder Eindeutigkeit und schenkt uns damit einen Text, der heute noch irritiert und fasziniert. Nussknacker und Mausekönig ist kein weihnachtliches Schaustück für das Kaminfeuer, sondern ein romantisches Kunstwerk, das mit funkelndem Zuckerguss lockt und unter der Oberfläche den kalten Atem des Unheimlichen spüren lässt. Wer sich darauf einlässt, entdeckt ein Meisterstück, das seine Leser auch zweihundert Jahre nach seiner Entstehung nicht aus der Hand entlässt.












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