Der Nachbar von Sebastian Fitzek
Der Nachbar von Sebastian Fitzek
"Willkommen in der literarischen Lärmbelästigung"
Inhalt:
Die Strafverteidigerin Sarah Wolff leidet an Monophobie, der Angst vor Einsamkeit. Was sie nicht weiß: Nachdem sie mit ihrer Tochter an den Stadtrand Berlins gezogen ist, hat sie einen unsichtbaren Nachbarn, der sie keine Sekunde lang allein lassen wird …
Das Unheimliche lauert im engsten Umfeld - der neue nervenzerreißende Psychothriller von #1-Bestseller-Autor Sebastian Fitzek sorgt für garantiert unruhige Nächte!
Review:
Sebastian Fitzeks Der Nachbar ist jener literarische Nachbarschaftsalbtraum, den man am liebsten sofort wieder aus dem Briefkasten fischen und ungelesen dem Recycling zuführen möchte. Es ist ein Buch, das lautstark Spannung behauptet, während es in Wahrheit nur den Lärm seiner eigenen Konstruktion produziert. Fitzek schreibt, als säße er in einem dramaturgischen Tonstudio, in dem jede Szene mit maximalem Effekt aufgedreht, jeder Gedanke auf Knopfdruck dramatisiert und jeder Rest von Glaubwürdigkeit herausgefiltert wird.
Natürlich funktioniert das – so wie auch ein Nebelhorn funktioniert: es ist laut, man hört es, aber niemand nennt es Musik. Fitzeks Prosa gleicht einer Fabrikproduktion, die seit Jahren dasselbe Fließband in Betrieb hält. Wieder eine Frau mit Kindheitstrauma. Wieder ein geheimnisvoller Mann, der nicht der ist, der er scheint. Wieder ein Setting, das so tut, als sei es psychologisch tief, dabei aber den Realismus eines Freizeitparks besitzt. Es gibt Wendungen, Twists, Enthüllungen – und keine davon hat irgendeinen erzählerischen Nährwert.
Die Handlung? Ein wüster Zirkus aus Absurditäten, in dem der gesunde Menschenverstand bereits auf Seite zwanzig die Flucht ergreift. Was als düstere Parabel über Angst und Einsamkeit beginnt, endet als hysterisches Versteckspiel zwischen absurden Zufällen und noch absurderen Motivationen. Fitzek scheint derart verliebt in seine eigene Fähigkeit, Leser zu täuschen, dass er darüber vergisst, warum man überhaupt eine Geschichte erzählt: um Figuren zu verstehen, nicht um sie als Marionetten eines überdrehten Thriller-Apparats vorzuführen.
Und dann dieser Epilog – ein Kapitel, das vermutlich in einem literarischen Gerichtssaal als Beweisstück für geistige Brandstiftung dienen könnte. Er soll offenbar mysteriös wirken, ist aber nur das literarische Äquivalent eines Kabelsalats: man weiß nicht, wo Anfang und Ende sind, und fragt sich, warum man sich das überhaupt antut.
Fitzek schreibt, als sei Literatur eine sportliche Disziplin, bei der es darauf ankommt, wie viele Plotwendungen man pro Seite unterbringen kann. Er verwechselt Tempo mit Tiefe, Überraschung mit Substanz, Effekthascherei mit Kunst. Sein Stil ist der literarische Energy-Drink: kurzzeitig stimulierend, aber am Ende bleibt ein klebriger Nachgeschmack und das dumpfe Gefühl, man habe wieder einmal Zeit vergeudet, die man nie zurückbekommt.
Der Nachbar ist kein Thriller, es ist eine Gebrauchsanweisung dafür, wie man Spannung restlos entkernt und trotzdem Bestseller schreibt. Ein Buch wie ein synthetischer Snack – süß, laut, leer. Man kann Fitzek dafür bewundern, dass er seine Marke perfektioniert hat. Man kann ihn lesen wie man Fast Food isst: aus Gewohnheit, nicht aus Hunger. Doch wer Literatur erwartet, sollte wissen: in dieser Nachbarschaft wohnt sie längst nicht mehr.












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