Liebe und Freundschaft von Jane Austen
Liebe und Freundschaft von Jane Austen
Zwischen Spott und Genie: Die Geburt der Jane Austen
Inhalt:
Was später ihre großen Romanthemen werden sollten, beschäftigte bereits die jugendliche Erzählerin Jane Austen: Liebe, Partnersuche, Heiratsanbahnung und alle damit einhergehenden Verwicklungen. Hellsichtig und geradezu genüsslich demonstriert sie in «Liebe und Freundschaft», warum die Suche nach dem oder der Richtigen fürs Leben eine unerschöpfliche Quelle der Erheiterung ist. Die abenteuerliche Geschichte zweier Paare gerät zu einer gnadenlos komischen Satire auf die romantische Liebe. Das Ideal der Liebenden ist eine heimliche Hochzeit: Nur eine Verbindung gegen den Willen der Eltern kann als wahrhaft romantisch gelten!
Für alle, die Jane Austen lieben, ist diese Perle aus dem Frühwerk ein Muss: Nicht minder amüsant, doch noch um einiges scharfzüngiger als in ihren großen Romanen nimmt die Autorin darin Herzensbindungen und gesellschaftlichen Verwicklungen aufs Korn. Nie war ihre Feder spitzer, nie waren ihre Dialoge bissiger als in diesem frühen Glanzstück.
Review:
Jane Austens Liebe und Freundschaft ist weniger ein fertiger Roman als ein literarisches Experiment voller Übermut und Esprit. Geschrieben im zarten Alter von vierzehn Jahren, offenbart dieses Werk bereits die Schärfe, den Witz und die unbestechliche Beobachtungsgabe, die später Stolz und Vorurteil oder Emma prägen sollten. Doch hier herrscht noch das reine Vergnügen am Spiel: Austen verspottet mit jugendlicher Frechheit die sentimentalen Liebesgeschichten ihrer Zeit, in denen Ohnmachten, moralische Bekenntnisse und hysterische Tugend zu literarischer Mode geworden waren.
Die Figuren in Liebe und Freundschaft sind Karikaturen: schwärmerisch, unvernünftig, trunken vor Gefühl. Jeder Brief treibt die Übertreibung weiter, bis die Lächerlichkeit in Komik umschlägt. Der berühmte Rat „Lauf so oft du willst aus dem Haus, aber ohnmächtig wirst du nicht!“ ist nicht nur eine Persiflage auf weibliche Schwächegesten, sondern auch ein Bekenntnis zur Eigenständigkeit – zu jener inneren Unabhängigkeit, die Austens Heldinnen später auszeichnen wird.
Natürlich ist das Ganze stilistisch noch unausgegoren, der Aufbau sprunghaft, die Handlung absurd. Doch gerade dieses Unfertige ist faszinierend. Inmitten des überdrehten Tons blitzt schon der souveräne Humor einer jungen Frau auf, die sich nicht länger von der literarischen Männlichkeit ihrer Zeit einschüchtern lässt. Austen hält dem Publikum den Spiegel vor, indem sie die gängigen Klischees bis zur Lächerlichkeit steigert – und beweist damit ein erstaunliches Gespür für Satire.
Auch die weiteren Texte der Sammlung – Lesley Castle, The History of England oder die kleinen Brieffragmente – tragen denselben Ton jugendlicher Unerschrockenheit. Sie sind Zeugnisse eines Geistes, der denkt, lacht und beobachtet, lange bevor er die Form dafür gefunden hat.
Liebe und Freundschaft ist also kein Nebenwerk, das man nur aus Neugier liest, sondern ein Blick in die Werkstatt eines Genies. Es zeigt Jane Austen beim Entstehen, beim Spötteln, beim Lachen über das Pathos der Welt. Wer hier Perfektion sucht, wird sie nicht finden – wer aber den Ursprung einer einzigartigen literarischen Stimme entdecken will, wird entzückt sein.












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